Fuat Sanac gibt sich in der Öffentlichkeit zum Amtsantritt äußerst ungeschickt.
Kommentar
Wer geglaubt hat, dass Fuat Sanac als neuer Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft einen anderen Ton in die Öffentlichkeit tragen würde, sieht sich mittlerweile enttäuscht. Im Gegenteil, in mancherlei Hinsicht verhält er sich sogar noch störrischer als sein Vorgänger Anas Schakfeh. Etwa in der neu entfachten Debatte um Schulbücher, in denen der Märtyrertod verherrlicht werden soll. Statt zu erklären, dass es sich um die Übernahme eines Religionsbuchs aus der Türkei der 1980er-Jahre handelt, in dem der Kurdenkonflikt politisch verarbeitet wurde, und dass das pädagogisch nicht mehr zeitgemäß ist, geht er in die beleidigte Offensive. Märtyrer gebe es ja in anderen Gesellschaften auch. Und wie man sich die angekündigte neue Transparenz vorstellen kann, lässt er am Ende seiner Antrittspressekonferenz erahnen: Er habe in den nächsten Wochen viel zu tun und werde deshalb keine Interviews mehr geben. Noch dazu, da ihm vorher von Journalisten viele „blöde Fragen“ gestellt worden seien.
Als Religionslehrer mag sein oberlehrerhaftes Verhalten durchgegangen sein, doch in Kontakt mit der Öffentlichkeit wird er sich mit seinem angriffig-beleidigten Stil wohl eher keine Freunde machen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2011)