Laut einer Umfrage wünschen sich 49 Prozent der Franzosen, dass der Ex-IWF-Chef auf die innenpolitische Bühne zurückkehrt. Die Komplott-Theorie gewinnt an Fahrt.
Eine knappe Hälfte der Franzosen (49 Prozent) ist für eine Rückkehr des früheren IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn (PS) auf die innenpolitische Bühne. 45 Prozent sind dagegen, so eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Harris Interactive, die am Sonntag von der Tageszeitung "Le Parisien" veröffentlicht wurde. Strauss-Kahn war am Freitag sieben Wochen nach seiner Festnahme wegen eines mutmaßlichen Vergewaltigungsversuchs von der US-amerikanischen Justiz freigelassen worden.
Der Anteil jener, die sich ein Comeback von Strauss-Kahn wünschen, stieg bei den Linkssympathisanten auf 60 Prozent und bei den Sympathisanten der Sozialisten auf 65 Prozent. 43 Prozent der Befragten sind damit einverstanden, dass die Sozialisten die auf den 13. Juli festgelegte Frist für die Hinterlegung der Kandidaturen aufschieben. 49 Prozent sind dagegen. Für die Umfrage wurden am Freitagabend und Samstag rund 1000 Franzosen befragt.
Befürchtung vorab mitgeteilt
Die Theorie eines Komplotts gewinnt in Frankreich sowohl in der öffentlichen Meinung als auch bei einigen politischen Freunden Strauss-Kahns immer mehr an Terrain. Die Pariser Abendzeitung "Le Monde" berichtete in der Wochenendausgabe, dass Strauss-Kahn dem Präsidenten des Generalrats im Departement Seine-Saint Denis, Claude Bartolone (PS), die Befürchtung eines Komplotts gegen ihn mitgeteilt habe. "Gewisse haben Interesse daran, dass ich vom IWF gefeuert werde. Die Russen sind am meisten interessiert daran, und (der russische Präsident Wladimir) Putin steht (Frankreichs Präsident Nicolas) Sarkozy nahe", sagte DSK nach den Angaben zu Bartolone.
Einst Favorit der Sozialisten
Vor seiner Festnahme war Strauss-Kahn in Umfragen der Favorit unter den sozialistischen Präsidentschaftsanwärtern. Diese Rolle übernahm danach Ex-Sozialistenchef Francois Hollande, der sich bereits Freitagabend mit einem Aufschub der Frist für die Hinterlegung der Kandidaturen einverstanden erklärt hatte. Am Samstag folgte Segolene Royal, die 1997 gegen Präsident Nicolas Sarkozy (UMP) unterlegen war und erneut kandidieren will, dem Beispiel Hollandes. Eine Verlängerung der Frist stelle "kein Problem" dar, allerdings unter der Bedingung, dass Strauss-Kahn es "selbst verlangt", so Royal. PS-Chefin Martine Aubry, die ebenfalls an den PS-Vorwahlen teilnimmt, äußerte sich noch nicht in der Frage.
Dominique Strauss-Kahn wurde zwar aus dem Hausarrest entlassen, darf aber die USA nicht verlassen. Das nächste Gerichtsverfahren in dem Fall ist am 18. Juli geplant. US-amerikanische Medienberichte gehen davon aus, dass die Anschuldigungen gegen Strauss-Kahn fallen gelassen werden, da die Aussagen des mutmaßlichen Opfers, einem 32-jährigen Zimmermädchen aus Guinea, immer fraglicher erscheinen.
(APA)