Am Balkan kann die EU mit ihrer Sogwirkung noch positive Effekte erzielen.
Das hätte sich Serbiens nationalistischer Ex-Premier Vojislav Koštunica auch nicht träumen lassen: dass er einmal mit der Kosovo-Regierung einer Meinung sein würde. Beide interpretieren die nun zwischen Belgrad und Prishtina erzielte erste Einigung über praktische Fragen nämlich als ersten Schritt zur Anerkennung der kosovarischen Unabhängigkeit durch Belgrad. Das ist natürlich blanker Unsinn.
Genauso wie es unsinnig und unvernünftig seitens der EU wäre, von Serbien die explizite Anerkennung des Kosovo als Bedingung für seine weitere EU-Annäherung zu fordern. Mehr als drei Jahre nach der für Belgrad so schmerzlichen Abspaltung des Kosovo hat schlichtweg der Pragmatismus gesiegt. Das ist aus diesem Eck Europas eine ziemlich gute Nachricht. Aus einem Eck, in dem die viel geschmähte EU mit ihrer Sogwirkung noch etwas bewirken kann.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2011)