Der Chef der französischen Sozialisten will, dass seine Partei den "Mund hält, solange wir nicht alle Fakten kennen". Strauss-Kahn gilt nach seiner Entlassung wieder als möglicher Präsidentschaftskandidat.
Der Chef der französischen Sozialisten hat seine Partei in der Diskussion über eine Rückkehr des in den USA angeklagten Dominique Strauss-Kahn zur Ruhe ermahnt. "Wenn wir in dieser Affäre eines gelernt haben, dann dass wir den Mund halten sollten, solange wir nicht alle Fakten kennen", sagte am Sonntag Harlem Desir, der vor wenigen Tagen Martine Aubry an der Parteispitze abgelöst hat. Aubry will für die Präsidentschaftskandidatur der Linken antreten. Bis zu seiner Festnahme am 14. Mai galt allerdings Strauss-Kahn als der aussichtsreichste Kandidat der Sozialisten.
"Dominique Strauss-Kahn wird selbst entscheiden, ob er in das öffentliche Leben zurückkehren will, wenn dies möglich ist", sagte Desir. "Niemand hat die Absicht, jemanden von einer Kandidatur abzuhalten." Viele Linke setzen darauf, dass der 62-Jährige im kommenden Jahr doch noch gegen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy antritt. Vor seiner Verhaftung lag er in allen Umfragen deutlich vor dem konservativen Staatschef.
Seit der überraschenden Kehrtwende in Strauss-Kahns Prozess schießen Spekulationen und Verschwörungstheorien im Heimatland des ehemaligen IWF-Chefs ins Kraut. Am Sonntag wies die französische Hotel-Kette Accor Vermutungen eines sozialistischen Abgeordneten zurück, es gebe Verbindungen zwischen ihr als Betreiberin des von dem Politiker genutzten Luxushotels in New York und "gewissen französischen Interessen".
Strauss-Kahn ist wegen Vergewaltigung eines Zimmermädchens in dem Hotel angeklagt und darf die USA weiterhin nicht verlassen. Wegen wachsender Zweifel an der Hauptbelastungszeugin hat ein US-Gericht den Politiker am Freitag überraschend aus dem Hausarrest entlassen.
(Ag. )