Die Startseite der Partei präsentierte ein geflügeltes Pony anstatt des Obmanns. Auch Nutzerdaten der FPÖ sind veröffentlicht worden. Die Partei erstattet Anzeige beim Verfassungsschutz.
Der Internetauftritt der FPÖ ist von Hackern der Anonymous-Gruppe gekapert worden. Neben einem Anruf bei der Nachrichtenagentur APA verkündete auch der Twitter-Kanal @AnonAustria die Aktion. Auf der Startseite von www.fpoe.at war ein geflügeltes Pony zu sehen, unter dem "Pwned" stand. Das Wort ist eine Abwandlung von "owned", ein Videospiel-Slangausdruck für eine Erniedrigung eines Gegners, genutzt zum Beispiel im Satz "You got pwned!". Unter dem Bild waren Nutzerdaten der Website aufgelistet. Die komplette Datenbank der FPÖ wurde auf diverse Download-Plattformen hochgeladen.
Die Website der FPÖ war nach der Aktion für etwa eine Stunde nicht erreichbar, bevor sie wieder online ging. Wenig später schlugen die Hacker erneut zu, und das Pony mit dem Namen "Rainbow Dash" blickte erneut den Besuchern entgegen, bevor die Administratoren wieder den Stecker zogen. Wie Anonymous erklärte, erfolgte der Angriff auf die Partei-Website im Zuge der "Operation Anti-Security" (AntiSec), die die Hacker in Kooperation mit der inzwischen aufgelösten Truppe Lulz Security gegründet hatten.
Liste mit FPÖ-Telefonnummern
Ein Link auf der Pony-Seite führte auch zu einer Liste mit Telefonnummern von hochrangigen FPÖ-Mitgliedern. Diese waren von der von Anonymous unabhängigen Gruppe "tEam_pink" aufgetrieben worden. Auf deren Twitter-Konto heißt es, der Angriff auf die Website sei durch Social Engineering, also der gezielten Manipulation von Menschen und dem damit verbundenen Ausforschen von Informationen, möglich gewesen. Weiters gibt es diffuse Äußerungen von @AnonAustria, dass "gewisse Dokumente" demnächst veröffentlicht werden könnte.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun in zwei Fällen gegen die Hacker-Bande - zuvor war bereits die Webseite der SPÖ Ziel eines Angriffs. Bis jetzt hätten die Ermittlungen noch keine wirklichen Fortschritte gebracht, erklärte Thomas Vecsey, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, am Montag auf Anfrage der APA. Bisher sei es noch nicht einmal gelungen, die IP-Adressen zu ermitteln.
Kickl im Visier
Dass es diesmal die FPÖ "erwischte", ist nach Angaben der Hacker kein Zufall. Aber auch andere Parteien sind im Visier der "Hacktivisten". Die SPÖ war bereits am 1. Juli in diesen "Genuss" gekommen. Die Hacker verhöhnten aber mit einer Bildbotschaft FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl, der sich nach der Aktion gegen die Sozialdemokraten bemühte zu betonen, dass die Website seiner Partei nicht gehackt worden sei. Kickls Konterfei prangt auch auf der von Anonymous verunstalteten FPÖ-Seite.
Kickl selbst erklärte im Gespräch mit DiePresse.com, er erwägt, das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorimus einzuschalten. Wenig später erfolgte auch die Anzeige. In Kickls Augen seien die Hacker „Terroristen“, die „nicht anders zu sehen sind als Vermummte bei Demos oder anderen politischen Aktivitäten“. Ein „Heldenakt“ oder auch „etwas aus der Spaß- und Scherzabteilung“ seien solche anonymen Angriffe im Internet jedenfalls nicht. Sollte der Angriff als inhaltliche Kritik gemeint gewesen sein, wäre dies „aufgelegter Blödsinn“. Außerdem: „Kritik, die gebracht wird, wird nicht besser, wenn sie von anonymen Quellen verbreitet wird.“ Am Montag habe man schlicht „kriminelle Machenschaften“ erlebt.
Passwörter verschlüsselt: "Zu viel Ärger"
Auf der gehackten Seite der FPÖ waren bis etwa Montag 6.45 Uhr auch einige Usernamen und deren Passwörter zu sehen, allerdings verschlüsselt. Man wolle sie diesmal "nicht öffentlich zugänglich machen", wie Anonymous der APA berichtete. Bei dem Angriff auf die SPÖ waren die Passwörter unverschlüsselt zugänglich, das habe aber "zu viel Ärger" bereitet. Nach eigenen Angaben hat Anonymous vor allem die Wahrung der Meinungs- und Pressefreiheit sowie der Menschenrechte zum Ziel. Anschließen könne sich "jeder, der möchte", so Anonymous.

Das Kollektiv hat sich laut Medienberichten bereits mit zahlreichen Regierungen, Unternehmen und Institutionen angelegt. Neben der SPÖ zählten unter anderem die türkische Regierung, die ein Internetfiltersystem einführen will, oder die Herrscher in Ägypten, Libyen oder im Iran, die den Bürgern den freien Zugang zu Informationen versperrten, zu ihren Zielen. Auch die umstrittene "Scientology"-Sekte ist Ziel der Angriffe der Hacker gewesen.*
Anonymous hatte sich kürzlich mit Lulz Security (kurz LulzSec) verbrüdert - eine Gruppe, die in den vergangenen Wochen mit Attacken auf den Unterhaltungskonzern Sony, den US-Senat und den US-Geheimdienst CIA bekanntgeworden war. Anonymous dagegen verfolgte von Anfang an politische Ziele und hat sich als Unterstützer der Enthüllungsplattform Wikileaks einen Namen gemacht.
"Krieg" gegen Einschränkung der Freiheit
Regierungen und Banken wüssten gar nicht, was auf sie zukomme, twitterte Anonymous. Und LulzSec kündigte an, nach dem Angriff auf eine britische Polizeibehörde gleich mehrere weitere Ziele ins Visier nehmen zu wollen. In einer im Web verbreiteten Erklärung begründete LulzSec die Attacken mit den ihrer Meinung nach fortschreitenden Bemühungen von Regierungsseite, das Internet zu dominieren und zu kontrollieren.
"Unser oberstes Ziel ist es, jegliche Art von geheimen Regierungsinformationen zu stehlen und zu verbreiten", erklärte Lulz Security. "Hauptziele sind Banken und andere hochrangige Einrichtungen." Die Hacker sprachen von einem "Krieg" gegen diejenigen, die die Freiheit einschränken wollten. "Zusammen können wir uns verteidigen, damit unsere Privatsphäre nicht von profitgierigen Geschäftemachern überrannt wird."
(APA/db)