A-Tec-Verkauf: Penta hat gute Karten

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Die Entscheidung für eines der drei Angebote für den insolventen Konzern soll in den nächsten Tagen fallen. Damit könnte sich auch das Warten der Gläubiger verkürzen. Konzernchef Mirko Kovats dürfte an Bord bleiben.

Wien. Das bisher größte und komplizierteste Sanierungsverfahren nach dem neuen Insolvenzrecht steuert in die Zielgerade: „Ich gehe davon aus, dass der Verkauf der A-Tec noch diese oder nächste Woche über die Bühne geht“, sagt Hans-Georg Kantner, Insolvenzexperte des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV) und Chef des A-Tec-Gläubigerausschusses, zur „Presse“. Damit könnte sich auch das Warten der Gläubiger auf ihr Geld verkürzen.

Offiziell ist spätestens am 30.September Zahltag: Um die im Sanierungsplan fixierte Quote von 47 Prozent zu erreichen, muss ein Käufer zumindest 210 Mio. Euro auf den Tisch legen. Und zwar „cash“, wie Kantner betont. Andernfalls wird der Konzern zerschlagen, die Einzelteile werden verwertet.

Seit Ende Juni liegen drei verbindliche Offerte auf dem Tisch von Sanierungsverwalter Matthias Schmidt, der als Treuhänder für die insolvente A-Tec-Gruppe von Mirko Kovats fungiert. Das geht aus dem Bericht von Schmidt an das Handelsgericht Wien hervor. Namen nennt Schmidt darin nicht. Offiziell bestätigt hat nur die tschechisch-slowakische Penta-Gruppe ein verbindliches Offert. Die beiden anderen Angebote sollen aus Indien und aus China stammen. Wobei Gerüchten zufolge Kovats selbst bei den Chinesen im Boot sein soll, um zumindest Teile seines insolventen Konzerns zu behalten.

Penta: „Attraktives Offert“

Die größten Chancen werden von Insidern der Investmentgruppe Penta eingeräumt. Sie sei schließlich auch im Maschinenbau und im Energiewesen engagiert. Die Aussichten will Penta-Sprecher Martin Danko nicht kommentieren. Aber er sagt zur „Presse“: „Wir haben ein sehr attraktives Offert gelegt und warten nun auf die Entscheidung.“

Penta wurde 1994 als Wertpapierhändler gegründet und weitete im Jahr 2000 das Geschäft auf Private Equity aus. Da das Unternehmen, dem inzwischen rund 50 Gesellschaften mit 25.000 Mitarbeitern angehören, in viele Deals in Tschechien, der Slowakei und auch in Polen involviert war, wird es oft als „Finanzhai“ bezeichnet. Auch hierzulande ist die Gruppe nicht unbekannt: Sie hat 2006 mit dem Flughafen Wien und der RZB das Konsortium TwoOne gebildet, das die slowakischen Flughäfen Bratislava und Kosice übernehmen wollte. Der Verkauf des Airports Bratislava scheiterte am politischen Veto, der Zuschlag erfolgte nur für Kosice.

Ob Kovats nach dem Verkauf des Konzerns an Bord bleibt, ist offen und hängt vom Käufer ab. „Wenn wir den Zuschlag erhalten, werden wir darüber verhandeln“, sagt Danko. Kovats, der die A-Tec gegründet und zu einem Mischkonzern mit 12.000 Beschäftigten ausgebaut hat, hält 66,5 Prozent. Sein äußerst selbstbewusstes Auftreten gegenüber Banken und Investoren stieß wiederholt auf Kritik, seine Ablöse wurde gefordert. Dennoch gilt es als unwahrscheinlich, dass der Selfmademan die Macht ganz abgibt. Das schließt auch Kantner aus. „Ein Verbleib von ihm verstößt auch nicht gegen den Sanierungsplan.“

Horrende Verluste im Vorjahr

Die A-Tec ist aufgrund von massiven Zahlungsproblemen bei der Anlagenbausparte AE&E und dem Platzen einer Anleihe im Oktober 2010 in die Insolvenz geschlittert. Nachdem auch die AE&E insolvent und in Teilen verkauft wurde, sind die verbleibenden Konzernteile der Werkzeugmaschinenbauer Emco, der Kleinmotorenproduzent ATB und die Montanwerke Brixlegg (Kupfer). Für das Geschäftsjahr 2010 weist die A-Tec bei einem Umsatz von 1,437 Mrd. Euro einen Verlust von 584,5 Mio. Euro aus.

Auf einen Blick

Der Verkauf des insolventen A-Tec-Konzerns soll in den nächsten Tagen erfolgen. Drei verbindliche Angebote liegen vor. Die tschechisch-slowakische Penta- Gruppe soll die besten Karten haben. Um die Quote von 47 Prozent für die Gläubiger zu erfüllen, sind 210 Mio. Euro notwendig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2011)

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