Japanische Regierung streitet über Atomausstieg

Anti-Atomkraft-Protest in Fukushima.
Anti-Atomkraft-Protest in Fukushima.(c) REUTERS (Staff)
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Es wird wohl doch nichts aus der Wende in der japanischen Energiepolitik. Ein Regierungssprecher dementierte am Donnerstag, dass Japan aus der Atomkraft aussteigen wird. Dies sei nur eine "Hoffnung für die ferne Zukunft".

In der japanischen Regierung zeichnet sich ein Streit über die zukünftige Atompolitik des Landes ab. Die von Ministerpräsident Naoto Kan in Aussicht gestellte Abkehr von der Kernkraft sei nicht die offizielle Linie der Regierung, sagte ein Regierungssprecher am Donnerstag in Tokio. Eine "Gesellschaft ohne Atomkraft", wie von Kan gewünscht, sei lediglich eine "Hoffnung für die ferne Zukunft".

Japan werde seine Atomkraftwerke noch viele Jahre nutzen, betonte der Regierungssprecher. Zumindest konnten sich Regierung und Opposition darauf einigen, den Anteil der Atomenergie zu reduzieren.

"In Etappen aussteigen"

Premierminister Naoto Kan hatte am Mittwoch angekündigt, Japan wolle in "Etappen" aus der Atomkraft aussteigen. Einen genauen Zeitplan gab er aber nicht an. Sein Land werde "eine zukünftige Gesellschaft ohne Kernkraftwerke schaffen", sagte Kan auf einer Pressekonferenz.

Der Plan hätte eine Abkehr von der früheren Regierungslinie bedeutet. Japan bezieht zurzeit etwa 30 Prozent der Energie aus Atomkraft und hatte vor der Katastrophe vom 11. März geplant, diesen Anteil bis zum Jahr 2030 auf 53 Prozent zu erhöhen. Kan sprach sich bereits in den vergangenen Wochen für eine Verringerung des Anteils der Atomenergie aus. Am Dienstag sagte er vor Parlamentsabgeordneten, seine Regierung habe "keine andere Wahl" als die geplante Erhöhung zu Grabe zu tragen.

Nuklearkatastrophe nach Beben

Am Mittwoch erläuterte er, die von einem Erdbeben und einem Tsunami ausgelöste Katastrophe in Fukushima habe ihm erst die großen Risiken der Atomkraft bewusst gemacht. Zehntausende Bewohner mussten ihre Häuser verlassen, die Behörden ordneten ein Sperrgebiet im Umkreis von 20 Kilometern um den zerstörten Meiler an.

Nach dem Erdbeben versagten die Kühlsysteme im Katastrophenmeiler. Aufgrund einer teilweisen Kernschmelze in drei der sechs Reaktoren gelangten große Mengen an radioaktiven Substanzen in die Umwelt.

Die Regierung ordnete letzte Woche sogenannte Stresstests für Atomkraftwerke an, um die besorgte japanische Bevölkerung zu beruhigen. Um drohende Stromengpässe zu vermeiden, drängt die Regierung darauf, zur Inspektion heruntergefahrene Atomkraftwerke noch im Sommer wieder in Betrieb zu nehmen. Dies stieß in der Bevölkerung auf Kritik.

(APA)

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