Burgenland: Revolte gegen den Bischof

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Ganze Pfarrgemeinderäte wollen zurücktreten, weil Bischof Zsifkovics Priester versetzt. Eine neue Austrittswelle droht. Im Bischofshof werden die Aufstände nicht überbewertet.

Eisenstadt. Die Spezies Wutbürger ist dieser Tage auch im Burgenland aufgetaucht. Sie ist dort katholischer Ausprägung und formiert sich in Scharen gegen die Pläne des Diözesanbischofs von Eisenstadt, Ägidius Zsifkovics. Denn der ehemalige Generalsekretär der Bischofskonferenz ist gerade dabei, die zweite Ebene neu aufzustellen, nachdem er kurz nach seiner Weihe im September hohe Amtsträger der Diözese reihum abgesetzt hat.

Auf dem Schachbrett wird derzeit eifrig rochiert. So soll etwa der Pfarrer von Hornstein und Müllendorf im Bezirk Eisenstadt, Valentin Zsifkovits (er stammt wie sein Bischof aus Stinatz im Südburgenland), an die slowakische Landesgrenze versetzt werden – in den Pfarrverband Kittsee, Pama, Edelstal. Die Begründung lautet: Die Diözese brauche ihn dort als eine Art Krisenfeuerwehr, weil sich überdurchschnittlich viele Gläubige von der Kirche abwenden.

In Müllendorf wurde Zsifkovits bereits seines Amtes als Pfarrprovisor enthoben. Hornstein soll er spätestens mit 1.September verlassen, wenn das neue Arbeitsjahr beginnt. Doch der Pfarrer (der sich nicht äußern möchte) und seine Schäfchen erachten den Zeitpunkt der Versetzung für verfrüht, wie die stellvertretende Vorsitzende des Hornsteiner Pfarrgemeinderats, Eva Trimmal, sagt: „Wir haben den Herrn Bischof gebeten, noch zwei Jahre zu warten.“

2013 nämlich stünde die bischöfliche Visitation in Hornstein an – und da es nur im Vorfeld einer solchen Zuschüsse von der Diözese gebe, sei die „überfällige Sanierung“ der Pfarrkirche gerade in Planung. Zsifkovits, seit 16 Jahren Pfarrer in Hornstein, würde diese „Mission“ noch gerne zu Ende führen: „Dann wäre er auch bereit, zu gehen.“ Gleichzeitig will auch Kittsee seinen Priester behalten. Doch der Bischof bleibt vorerst hart.

Einer Delegation aus Hornstein und Müllendorf, der auch die beiden (SP-)Bürgermeister angehörten, wurde bei einer Audienz im Bischofshof beschieden, dass der Personalplan über die Wünsche einzelner Pfarren zu stellen sei. Der Pfarrgemeinderat von Hornstein kündigte daraufhin an, im Kollektiv zurückzutreten, wenn Pfarrer Zsifkovits wirklich gehen muss.

Rechtlich chancenlos

Ähnlich angespannt ist die Situation im mittelburgenländischen Lockenhaus, das sich – vergeblich – gegen die Versetzung von Aushilfspfarrer Clarence Maria Angelo Rajaseelan stemmte. Etliche Bittgesuche blieben ungehört. Viele Gläubige wollen austreten.

Im Bischofshof werden die Aufstände nicht überbewertet. Pressesprecherin Barbara Horvath-Piroska zitiert auf Anfrage die Dienstordnung: „Der Pfarrer soll für die Anliegen und Erfordernisse der Diözese offenstehen und bereit sein, bei entsprechender pastoraler Notwendigkeit die Pfarre zu wechseln.“ Und wenn er es nicht ist? (Kirchen-)rechtlich jedenfalls gibt es kein Mittel gegen den bischöflichen Willen. Daher versuchen viele Gläubige nun auf alternative Weise, Zsifkovics zum Einlenken zu bewegen. In Hornstein wurden Unterschriften gesammelt, 918 in zweieinhalb Tagen. Doch auch diese Hoffnung musste jäh begraben werden: „Bei der Übergabe der Mappe Anfang der Woche hat man mir mitgeteilt, dass der Bischof bis Ende August nicht erreichbar ist“, berichtet Pfarrvikarin Trimmal.

Zsifkovics befinde sich nach einem Armbruch im Krankenstand. Danach gehe er auf Urlaub und Mitte August auf Pilgerreise, klärt seine Pressesprecherin auf. Von einer Unterschriftenaktion will sie nichts gehört haben – sie sagt nur: Dass der Wechsel eines beliebten Pfarrers Enttäuschung auslöse, sei nachvollziehbar. Im Sinne der Diözese müssten auch Maßnahmen getroffen werden, „die vordergründig unpopulär erscheinen“. „Unpopulär“ scheint untertrieben: Viele Hornsteiner wollen der Kirche den Rücken kehren, „wenn sich der Bischof über ihre Köpfe hinwegsetzt“, sagt Trimmal. „Diese Versetzungen können wahrlich nicht im Namen Jesu Christi erfolgen.“

Auf einen Blick

Ägidius Zsifkovics, seit September Diözesanbischof von Eisenstadt, ist bei vielen Gläubigen im Burgenland in Ungnade gefallen. Mit Unterschriftenaktionen, Rücktrittsdrohungen und Kirchenaustritten protestieren sie gegen die Versetzung ihrer Pfarrer. Doch der Bischof bleibt vorerst hart. [APA/Robert Jäger]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2011)

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