"Atlantis": Das letzte Space Shuttle ist gelandet

Space Shuttle Atlantis
Space Shuttle Atlantis(c) AP (Terry Renna)
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Mit einer Minute Verspätung ist das letzte Space Shuttle in Cape Canaveral gelandet. Das Wetter sei noch "niemals so perfekt" gewesen. Mit der Landung geht eine 30-jährige Ära der amerikanischen Raumfahrt zu Ende.

Das letzte Space Shuttle ist gelandet: Mit einer Minute Verspätung ist die "Atlantis" um 11.57 Uhr MESZ (5.57 Uhr Ortszeit) am Weltraumbahnhof Cape Canaveral angekommen. Die Crew hat die Raumfähre wohlbehalten verlassen. Das Wetter ist noch "niemals so perfekt für eine Landung" gewesen, sagte der Kommentator des Nasa-Fernsehsenders. "Der Himmel über dem Kennedy-Space-Center ist blau, ohne eine einzige Wolke oder eine Brise Wind."

Mit der Landung der "Atlantis" geht eine 30-jährige Ära der Space Shuttles zu Ende. Direkt nach der Landung sagte Kommandant Chris Ferguson: "Das Space Shuttle hat die Art, wie wir die Welt, wie wir das Universum sehen, verändert. Amerika hört nicht mit dem Forschen auf. Danke, dass ihr uns beschützt habt und das Programm zu einem guten Ende gebracht habt." "Willkommen zurück, Atlantis, und herzlichen Glückwunsch", antwortete das Kontrollzentrum der Nasa in Houstan, Texas. Vor dem Landeanflug hatte Ferguson schon seine emotionale Bindung zum Space Shuttle geschildert. "Der Space Shuttle war für uns das Herz und die Seele der bemannten Raumfahrt und es ist ein bisschen traurig, es gehen zu sehen."

Die "Atlantis" ist vor 13 Tagen mit vier Astronauten und fünf Tonnen Fracht für die internationale Raumstation ISS vom Kennedy Space Center in Cape Canaveral zu ihrer 33. und letzten Mission gestartet. Am Dienstagmorgen hat sie von der ISS abgelegt, um zur Erde zurückzukehren. Auf dem Rückflug aus fast 400 Kilometern Höhe brachten die vier Astronauten um Kommandant Ferguson zwei Tonnen altes Gerät und Abfall aus der ISS zur Erde.

>>> Nasa-Livestream der Atlantis-Landung <<<

"Fluglotsen weinen nicht"

Der für die Landung zuständige Direktor Tony Ceccacci kündigte noch einmal volle Konzentration an. "Wir haben ein Motto in der Missionskontrolle: Fluglotsen weinen nicht", sagte er mit einem Augenzwinkern.

Nach dem Ende des Shuttle-Programms können US-Astronauten für mehrere Jahre nur noch in russischen "Sojus"-Kapseln zur ISS gelangen. Für die Amerikaner wird das eine teure Angelegenheit, verlangen doch die Russen pro Platz mehr als 50 Millionen Dollar. Routineflüge in den unteren Erdorbit von Amerika aus sollen künftig kommerzielle Anbieter durchführen. Nach Expertenmeinung werden deren Vehikel aber nicht vor 2015 einsatzbereit sein.

30-jährige Ära mit zwei Katastrophen

Begonnen hatte das Shuttle-Programm mit dem Jungfernflug der "Columbia" am 12. April 1981. Einen schweren Rückschlag erlitt es im Jänner 1986, als die "Challenger" kurz nach dem Start explodierte und alle sieben Astronauten an Bord ums Leben kamen. Eine weitere Tragödie ereignete sich im Februar 2003: Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre explodierte die "Columbia", alle sieben Besatzungsmitglieder starben. Die verbliebenen US-Raumfähren sollen demnächst in Museen ausgestellt werden.

Nach der Einstellung des Shuttle-Programms droht tausenden Mitarbeiter des Kennedy Space Center die Entlassung. Nasa-Chef Charles Bolden räumte ein, der letzte "Atlantis"-Flug bedeute das "Ende einer Ära, aber heute verpflichten wir uns aufs Neue dazu, die bemannte Raumfahrt fortzusetzen und die notwendigen - und schwierigen - Schritte zu unternehmen, um Amerikas Führung in der bemannten Raumfahrt in den kommenden Jahren sicherzustellen". Die Nasa plant unter anderem bemannte Raumflüge zu einem Asteroiden 2025 und zum Mars fünf Jahre später.

Shuttle-Rekorde

In der 30-jährigen Ära der US-Shuttles gab es viele Rekorde:

LÄNGSTER EINSATZ: 17 Tage, 15 Stunden, 53 Minuten und 18 Sekunden dauerte der Rekordeinsatz. Dabei umflog die "Columbia" vom 19. November bis 7. Dezember 1996 insgesamt 279 Mal die Erde.

KÜRZESTER EINSATZ: Nur 2 Tage, 6 Stunden, 13 Minuten und 12 Sekunden war die "Columbia" dagegen im November 1987 unterwegs. Ihre Mission wurde drei Tage früher abgebrochen, weil Brennstoffzellen für Elektrizität und Trinkwasser ausgefallen waren.

LÄNGSTE WEGSTRECKE: Das Arbeitstier unter den Shuttles, die "Discovery", verbrachte insgesamt 365 Tage im Orbit und legte dabei fast 240 Millionen Kilometer zurück.

TRANSPORT DER MEISTEN ASTRONAUTEN: Bei 39 Missionen in fast 27 Jahren brachte die "Discovery" insgesamt 252 Astronauten ins All.

ÄLTESTES CREWMITGLIED: Mit 77 Jahren war US-Senator John Glenn der älteste Astronaut einer Raumfähre. Er begleitete den 25. Einsatz der "Discovery" im Oktober/November 1998.

BESONDERE FRACHT: 3300 Bienen waren im April 1984 an Bord der "Challenger", um ihr Verhalten bei Schwerelosigkeit zu testen.

(APA)

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