Lucian Freud: Kunst, Schlägereien und Nackte

Eine der Großen der zeitgenössischen Kunst in tot: Lucian Freud, Maler und Enkel von Sigmund Freud, starb am 20. Juli mit 88 Jahren. In den letzten Jahren wuchs sein Ruhm mehr und mehr, er galt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Künstler. Seine Werke brachten Millionen - vor allem seine Nacktbilder.
"Self Portrait, Reflection" von Lucian Freud

Für die einen sind Freuds Nackte faszinierend und schön, andere finden sie provozierend oder sogar abstoßend. Nur selten suchte sich Freud für seine Akte Menschen aus, die für ihre Schönheit berühmt waren. Für mehr als 162 Millionen Euro wurde im März bei Christie's in New York etwa das Nacktbild "Benefits Supervisor Sleeping" versteigert - das war Rekord für einen lebenden Künstler.
"Benefits Supervisor Sleeping", 1995

Ausnahmen machte er bei den Models Kate Moss oder Jerry Hall, der Ex-Frau von Mick Jagger.
Bild von Supermodel Kate Moss mit dem Titel "Naked Portrait 2002"

Seine Lieblingsmotive allerdings waren Familienmitglieder und Freunde, die stundenlang für ihn Modell sitzen mussten.
Ein Bild von Lucian Freuds Tochter Bella

Freud wurde in Berlin geboren. Im Jahr der Machtübernahme der Nazis 1933 wanderte er mit seiner Familie nach Großbritannien aus. 1939 wurde er britischer Staatsbürger. Auf der Insel ist er fast bekannter als sein Großvater, der Begründer der Psychoanalyse.
Lucian Freud bei der Arbeit

Gerne allerdings wird der Vergleich herangezogen: Während Sigmund Freud in die Tiefen der menschlichen Seele eintauchte, stellte Lucian Freud sie nach Außen. Fettansätze und Falten, Adern unter bleicher Haut, hängende Brüste - alles das betont Freud.
Im Bild: "Woman Smiling"

"Ich wünsche mir", bekundete Freud einmal, "dass meine Porträts sozusagen die Leute selbst sind, nicht nur deren äußere Erscheinung."
Im Bild: Die Gemälde "Evening in the Studio, 1993" (links) und "Nude with Leg up (Leigh Bowery), 1992"

Außerhalb der Avantgarde empfanden manche Freud als Rebell, andere sahen in ihm nichts anderes als einen Pornografen. Das Privatleben des öffentlichkeitsscheuen Malers soll nicht minder spektakulär gewesen sein.
"Boy on a Sofa"

Glaubt man den Gerüchten, so soll er bis zu 40 uneheliche Kinder haben. Immer wieder war er in Schlägereien verwickelt. Dafür rechtfertigte er sich einst in einem Interview: "Der Grund war nicht, dass ich so gerne kämpfe; die Leute haben wirklich Sachen zu mir gesagt, auf die ich meiner Ansicht nach nur mit Schlägen antworten konnte."
"Self-Portrait with a Black Eye"

Freud malte schon seit jungen Jahren. Bereits mit 14 Jahren besuchte er die Londoner Central School of Art. In der Kunstszene fiel er zunächst als Zeichner auf. Seine erste Ausstellung hatte er mit 21 Jahren.
'"Boy Smoking ", 1951 - 1952

Großen Einfluss auf den Freud übte der irische Maler Francis Bacon ein. Ein nie fertig gestelltes und selten ausgestelltes Porträt, das Freud von Bacon malte, wurde 2008 für fast sieben Millionen Euro versteigert.
Ein Porträt von Francis Bacon von Lucian Freud

Schließlich schaffte er es sogar zum Porträtmaler der britischen Königin Elizabeth II. Während der stundenlangen Sitzung mit der Queen führten die beiden angeblich anregende Gespräche. Das Gemälde, auf dem die Monarchin fast wie ein Mann aussieht, spaltete allerdings dennoch die britische Öffentlichkeit.