Die Unis steuern, nicht nur verwalten

Studierendenströme zu lenken ist eine gute Idee. Aber bitte mit Weitsicht.

Michael Spindelegger gebührt (ausnahmsweise) Lob. Mit seiner Idee zu einer gestaffelten Studiengebühr kam er nicht nur seinem Wissenschaftsminister zuvor. Der ÖVP-Chef scheint – in der mühsam langen Geschichte der Studiengebührendebatte – auch der Erste zu sein, der verstanden hat, dass Gebühren dem Uni-System vor allem dann nützen, wenn sie keine reine Geldbeschaffungsaktion darstellen, sondern einen langfristigen Steuerungseffekt haben.

Statt länger dabei zuzusehen, wie die Unis weitgehend hilflos einer steigenden Zahl von Studierwilligen gegenüberstehen (die dann teils miserable Bedingungen vorfinden), muss sich die Koalition endlich darüber klar werden, welche Absolventen und Fächer sie fördern will. Und die Studentenströme sanft lenken. Echte Zugangsbeschränkungen wären dafür noch besser geeignet als Gebühren. Leider fehlt der SPÖ der Mut, ihren Wählern diese Wahrheit zuzumuten.

Wichtig ist nun ein bildungspolitisches Gesamtkonzept, das einer modernen Wissensgesellschaft würdig ist. Die Gebühren dürfen nicht zur reinen Strafsteuer für all jene werden, die zufällig die (aus ÖVP-Sicht) „falschen“ Interessen haben. Niemand soll nur deshalb zahlen müssen, weil die Regierung überlaufene Studienrichtungen entlasten will. In der Frage, welche Studien förderungswürdig sind, sei gerade der ÖVP geraten, sich nicht ausschließlich an den Bedürfnissen der Wirtschaft zu orientieren. Warum Bildung vor allem auch einen Wert an sich darstellt, sollte gerade der Altphilologe Karlheinz Töchterle seinen Kollegen gut erklären können.

E-Mails an: christoph.schwarz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2011)

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