Zahl der „Hetzer“ ist im Steigen

(c) BilderBox
  • Drucken

Im Vorjahr wurden zehn Leute wegen Verhetzung verurteilt. SPÖ und ÖVP sind sich uneins, ob es neue Straftatbestände braucht. „Hetzern“ drohen gemäß § 283 des Strafgesetzbuches bis zu zwei Jahre Haft.

Wien/Aich. Die Zahl jener Personen, die wegen Verhetzung verurteilt werden, befindet sich im Steigen. Im Vorjahr wurden laut einer Auswertung der „Verfahrensinformation Justiz“ zehn Leute verurteilt. 2009 waren es noch acht und im Jahr 2008 nur fünf Personen gewesen. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage des SPÖ-Abgeordneten Johann Maier an Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) hervor. 173 Mal wurden im Vorjahr (vermeintliche) Hetzer angezeigt.

Wegen Verhetzung strafbar macht sich, wer zu einer feindseligen Handlung gegen eine Religionsgesellschaft, eine Rasse, einem Volk, einem Volksstamm oder einem Staat auffordert. Bestraft wird aber auch, wer eine der genannten Gruppen „in einer die Menschenwürde verletzenden Weise“ beschimpft oder verächtlich macht. „Hetzern“ drohen gemäß § 283 des Strafgesetzbuches bis zu zwei Jahre Haft.

Die Richter begnügten sich im Vorjahr aber zumeist mit der Verhängung von Geldbußen und von bedingten Freiheitsstrafen. In einem Fall fasste der Angeklagte eine teilbedingte Freiheitsstrafe aus.

Strittig ist in der Koalition, ob es eine Novelle braucht. SPÖ-Mandatar Maier fordert eigene Strafbestimmungen für Leute, die via Computer und Internet Hetze betreiben. Ministerin Karl hält die bestehenden Gesetze für ausreichend.

Quelle: APA. Justizministerium, Bundesgesetzblatt, Grafik: Die Presse

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

AntiTerrorPaket SPoe will kein
Politik

Anti-Terror-Paket: SPÖ will "kein Gesinnungsstrafrecht"

Die SPÖ lehnt die von Mikl-Leitner geforderte Daten-Verknüpfung weiter ab, kann sich aber eine schärferes Waffengesetz vorstellen. Die FPÖ warnt wegen des Anti-Terror-Pakets vor einer Einschränkung der Meinungsfreiheit.
Anti-Terror-Maßnahmen: SPÖ bremst
Politik

SPÖ fordert Ausbau von Anti-Terror-Einheiten

Die SPÖ setzt sich für die Effizienzsteigerung von Anti-Terror-Einheiten und eine Verschärfung der Bestimmungen bei Hetze im Internet ein. Weitere Daten-Befugnisse für Behörden seien aber nicht praktikabel.
Recht allgemein

Anti-Terror: „Man kann nicht Tausende überwachen“

Justizexperte Roland Miklau hält präventive Speicherung von Interneteinträgen für schwer durchführbar. Strafen für das "Gutheißen" terroristischer Taten seien legitim.
Innenpolitik

Koalition schärft Anti-Terror-Kurs

Nach den Anschlägen in Norwegen drängt die ÖVP auf ihr "Anti-Terror-Paket", die SPÖ will verstärkte internationale Kooperation und bessere Mittel für die Polizei.
Wenig Interesse an "Parteienpakt gegen Hetze"
Innenpolitik

Wenig Interesse an "Parteienpakt gegen Hetze"

Die Freiheitlichen und das BZÖ sehen Scheinheiligkeit beziehungsweise Instrumentalisierung durch die Regierungsparteien. Die Grünen verweisen auf eine eigene Charta.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.