Schweizer nehmen Money-Service-Gründer Seidl fest

(c) Money Service Group /APA-Fotoser (Birgit Pichler)
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Liechtenstein beantragt die Auslieferung von Michael Seidl, Gründer der "Money Service Group". Dieser wird verdächtigt, Gelder von Anlegern zweckwidrig verwendet zu haben. Niki Lauda prüft rechtliche Schritte.

Wien. Noch am Montag gab er der „Presse“ ein Interview, kurz danach wurde Michael Seidl, Gründer der Liechtensteiner Finanzgruppe „Money Service Group“ (MSG), verhaftet. „Seidl wurde aufgrund eines vom Fürstlichen Landgericht erlassenen internationalen Haftbefehls wegen Verdachts des Betrugs, der Untreue und anderer Delikte im Schweizer Kanton St. Gallen festgenommen“, erklärt Robert Wallner, Leitender Staatsanwalt in Liechtenstein.

Das Fürstentum hat die Auslieferung von Seidl beantragt. Ob er nach Liechtenstein überstellt wird, steht noch nicht fest. Denn auch in der Schweiz laufen Ermittlungen gegen Seidl. Das zuständige Gericht will bis voraussichtlich Freitag eine Entscheidung treffen. Im liechtensteinischen Haftbefehl geht der Untersuchungsrichter unter anderem „vom dringenden Verdacht aus, Seidl habe Gelder von Anlegern nicht wie versprochen investiert, sondern zweckwidrig verwendet“, unterstreicht Wallner. Weiters sollen die „Haftgründe der Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr“ vorliegen. Über die Höhe des möglichen Schadens machen die Behörden keine Angaben. Der Gründer der MSG-Gruppe bestreitet alle Vorwürfe. Sein Sprecher sagt, er habe seit Montagabend keinen Kontakt mehr zu Seidl.

Ex-Formel-1-Weltmeister Niki Lauda behält sich in der Causa rechtliche Schritte vor. „Es gibt offene Forderungen.“ Denn er habe einen Vierjahresvertrag mit der „Money Service Group“ abgeschlossen. Zudem habe er einen Imageschaden, nachdem Seidl ins Visier der Justiz geraten sei.

Lauda fungierte als Werbeträger für die Liechtensteiner – auf seinem Kapperl befand sich das Logo der MSG-Gruppe. Dem Vernehmen nach soll er dafür 1,2 Mio. Euro pro Jahr bekommen haben.

Kompliziertes Firmengeflecht

Die Wiener PR- und Lobbyingagentur Ecker & Partner klagte beim Handelsgericht gegen die Liechtensteiner Gruppe offene Rechnungen in der Höhe von 60.000 Euro ein. „Ich habe kein Geld verloren und war nie in einem Fonds der MSG-Gruppe investiert“, versichert Ex-Verkehrsminister Rudolf Streicher, der in einem MSG-Beirat tätig gewesen ist. Vor allem wohlhabende Kunden sollen der „Money Service Group“ ihr Geld anvertraut haben.

Seidl baute ein Firmengeflecht aus Niederlassungen in Liechtenstein, Schweiz, Deutschland und Österreich auf. Die Ermittlungen stehen noch am Anfang. In der Schweiz sind gleich zwei Staatsanwaltschaften aktiv: St. Gallen und Appenzell-Ausserrhoden.

In Liechtenstein sind die Behörden gerade dabei, die umfangreichen Unterlagen auszuwerten, die in der Vorwoche bei einer Razzia sichergestellt wurden. Seidl selbst räumte Unregelmäßigkeiten bei seiner Schweizer Firma, der Samiv AG, ein. Er erstattete daraufhin Anzeige. Die Samiv war auf Anlageberatung spezialisiert. Nun nehmen die Behörden das gesamtes Netzwerk unter die Lupe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2011)

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