Niederlande/Belgien. Unangenehme Post von Breivik.
.. Der ,,Killer von Oslo“ schickte sein Manifest (siehe Seite 5) auch an Empfänger in Belgien und den Niederlanden. Zwei haben sich jetzt geoutet, der Belgier Tanguy Veys und der Niederländer Erik van Goor. Veys ist Abgeordneter des rechtsextremen ,,Vlaams Belang“ (VB). Van Goor bezeichnet sich als ,,wertkonservativ“. Er betreibt die Website Catholica.nl. Beide behaupten, sie wissen nicht, wie sie auf die Adressenliste von Anders B. Breivik gekommen seien.
Aus Kreisen der von Geert Wilders gegründeten islamfeindlichen „Partei der Freiheit“ (PVV) verlautet, dass Wilders persönlich keine E-Mail von Breivik erhalten habe. Allerdings steht fest, dass dieser sowohl für den rechtsextremen Vlaams Belang als auch für die rechtspopulistische PVV große Sympathien hegt. Wilders wird in Breiviks Manifest als „einziger echter Konservativer in Europa“ bezeichnet. Aber sowohl Wilders als auch der VB-Spitzenpolitiker Filip Dewinter in Belgien haben den Massenmord scharf verurteilt. Beide bekräftigen aber auch, dass sie an ihrer Islam-Kritik festhalten werden und „keinen Ton leiser singen“ wollen, so wie es der niederländische Sozialdemokrat Job Cohen von Geert Wilders fordert.
Wende der Sozialdemokraten
Während sich die Rechtsaußen-Parteien in Belgien und den Niederlanden vehement gegen den Vorwurf wehren, sie seien ,,Gesinnungsfreunde des Killers von Oslo“, denken Cohens Sozialdemokraten anscheinend über einen radikalen Kurswechsel in ihrer Ausländerpolitik nach: „Die Zeit des Teetrinkens mit den Multikultis ist vorbei. Wir müssen Ausländer, wenn sie auf die schiefe Bahn geraten, hart anpacken“, schreibt Parteistratege Pieter Paul Slikker.
Ausgerechnet die niederländischen Sozialdemokraten überdenken unter dem Eindruck des Schocks durch den Massenmord in Norwegen ihre bisherige Ausländer- und Migrationspolitik.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2011)