Integration: Ein Wort, viele Definitionen

(c) Clemens Fabry
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„Integration“ ist eines der wichtigsten Schlagwörter der politischen Diskussion. Doch eine einheitliche Vorstellung, was sich hinter dem Begriff verbirgt, gibt es nicht.

Wien. Integrationszentren, Integrationsvereinbarung, Integrationsfonds, Nationaler Integrationsplan – der Begriff „Integration“ ist fixer Bestandteil der politischen und medialen Debatte. Aber was genau bezeichnet dieser Begriff eigentlich?

2009 veröffentlichte das Institut GfK Austria unter Peter A. Ulram die Studie „Integration in Österreich“. Darin finden sich unter anderem Antworten auf die Frage, wie integriert Migranten sich in Österreich fühlen. Eine Definition zum Begriff „Integration“ bleibt sie allerdings schuldig.

Der Expertenrat für Integration des Innenministeriums sieht Integration als „chancengleiche Teilnahme an zentralen Bereichen des sozialen und gesellschaftlichen Lebens“. Die Verantwortung über den Erfolg der Integration hätten die Zuwanderer sowie die „schon anwesende Bevölkerung“ gleichermaßen. „Anpassungsleistungen“ seien von der „Zuwanderungsbevölkerung“ zu erbringen. Laut Nationalem Aktionsplan sind Arbeit und Einkommen die Basis für eine erfolgreiche Integration. Wichtig sei auch die Einhaltung der österreichischen und europäischen Rechts- und Werteordnung.

Miteinander oder Eingliederung

Je nach politischem Lager fällt das Verständnis von Integration unterschiedlich aus – „Die Presse“ bat Parteienvertreter um eine Definition. Im Integrationsstaatssekretariat von Sebastian Kurz (ÖVP) orientiert man sich etwa an folgender Definition: „Integration bedeutet, ein positives Miteinander in Österreich zu schaffen, in dem niemand seine Wurzeln verleugnen muss.“ Auch der Begriff Leistung spiele eine große Rolle: „Wir wollen darauf schauen, was jemand in Österreich leistet, und nicht darauf, woher jemand kommt. Denn: Jeder, der sich engagiert – egal, ob in der Schule, im Job oder im Verein – ist Teil der Gesellschaft.“

Aus dem Büro der Wiener Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger heißt es: „Alle Wienerinnen und Wiener sollen respektvoll in Vielfalt zusammenleben und eine gemeinsame Sprache sprechen – getragen von einer klaren Haltung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.“

Die grüne Menschenrechtssprecherin Eike Pressinger schreibt auf „Presse“-Anfrage: „Integration bedeutet gleiche Pflichten und gleiche Rechte und Zusammenleben auf Augenhöhe. Chancengleichheit, Teilnehmen an und Mitgestalten der Gesellschaft, in der man lebt, gehören genauso dazu.“

Bei der FPÖ, in der zunächst nicht klar ist, wer für den Bereich zuständig ist, meldet sich schließlich der Wiener Landtagsabgeordnete und Gemeinderat Wolfgang Jung zu Wort: „Integration ist eine Form der Eingliederung, bei der die Kultur des Landes übernommen wird. Der, der will, passt sich an diese neuen Strukturen an.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2011)

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30 Mitarbeiter arbeiten im Hintergrund des Staatssekretärs mit einem Budget von 20 Mio. Euro. Angedockt an das Staatssekretariat ist einerseits die Integrationsabteilung des Innenministeriums.

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