Lange galt der Stummfilm "The White Shadow" als verschollen. Der Streifen von 1923 ist wohl das älteste erhaltene Werk des Regie-Großmeisters. Der Film lagerte in einem neuseeländischen Filmarchiv.
Sensationsfund in einem neuseeländischen Filmarchiv: Dort wurde ein verloren geglaubter Film des britischen Regie-Großmeisters Alfred Hitchcock entdeckt. Das teilte das Filmarchiv am Mittwoch mit. Insgesamt wurden drei der sechs Filmrollen des Stummfilms "The White Shadow" ("Der Weiße Schatten") aus dem Jahr 1923 gefunden. Nach Einschätzung des Archivs ist "The White Shadow" das älteste erhaltene Werk des 1980 verstorbenen Altmeisters.
Die nun entdeckten Filmrollen gehörten zu einer Stummfilmsammlung des Filmvorführers Jack Murtagh, die nach seinem Tod 1993 an das Archiv ging.
Zwei ungleiche Schwestern "The White Shadow" ist dem Filmarchiv zufolge ein "wildes Melodrama" von zwei Schwestern, von denen die eine fast engelsgleich, die andere völlig herzlos ist.
Nach Angaben des Vorsitzenden des US-Filmkritikerverbands, David Sterritt, schrieb Hitchcock das Drehbuch, entwarf die Ausstattung, schnitt das Rohmaterial und assistierte dem damaligen britischen Regisseur Graham Cutts, der auf den talentierten Neuling eifersüchtig war.
Sterritt sprach von einer der "aufregendsten Entwicklungen" in der Filmgeschichte. "The White Shadow" lasse Hitchcocks Methoden studieren, "während sie erstmals Form annehmen". Der Regisseur schrieb mit mit Thrillern wie "Psycho", "Vertigo" und "Die Vögel" Filmgeschichte.
Wer Alfred Hitchcock nur als Privatmann gekannt hätte, wäre wohl nicht darauf gekommen, dass sich seinetwegen Millionen nicht mehr in den Keller, unter die Dusche oder in die Vogelvoliere trauten. Der korpulente Mann im dunklen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte war ein Bilderbuchengländer: immer höflich, adrett und ruhig. Doch er beherrschte die Kunst, Angst zu erzeugen, wie kein anderer: Am 29. April 1980 starb Hitchcock im Alter von 80 Jahren. Sein Werk ist unvergessen. (c) AP (Bob Dear) Neben seinem hoch entwickelten Sinn für Dramaturgie war es vor allem sein psychologisches Gespür, das ihn zum Genie reifen ließ. Hitchcock selbst fürchtete sich nicht so stark vor Gefieder oder Psychomördern wie vor der Polizei. (c) AP Als kleiner Junge war Alfred Joseph Hitchcock einmal von einem Bobby zum Spaß in eine Zelle gesperrt worden. Vor allem aber führte er seine Ängste auf seine streng jesuitische Erziehung zurück. So sah er "Die Vögel" als Vision des Jüngsten Gerichts über die Menschheit, was ihn bei den Dreharbeiten ungewöhnlich nervös machte. (c) EPA (Stf) Hitchcock, am 13. August 1899 in Leytonstone geboren, beginnt 1920 als Zwischentitel-Designer bei Famous Players-Lasky und erarbeitet sich bald anspruchsvollere Funktionen. Alma Reville, seine spätere Ehefrau (und bis zuletzt wichtigste Mitarbeiterin seiner Filme), ist als erfahrene Cutterin mitverantwortlich für seinen raschen Aufstieg im Studio. (c) REUTERS (© Reuters Photographer / Reuters) Mit der deutsch-englischen Koproduktion "The Pleasure Garden" gibt er 1925 sein offizielles Regiedebüt. Sein enger Kontakt zur UFA und zum deutschen Filmexpressionismus prägte Hitchcocks gesamtes Stummfilmschaffen. (c) REUTERS (© Phil McCarten / Reuters) 1934 dreht Hitchcock die packende Erstversion von "The Man Who Knew Too Much" mit Peter Lorre und beginnt damit jenen Zyklus britischer Krimi-Klassiker, die ihn weltweit bekannt und zum "Master of Suspense" machen: "The 39 Steps", "Sabotage", "Secret Agent", "Young and Innocent" und "The Lady Vanishes". Im Bild: Grace Kelly und Ray Milland in "Bei Anruf Mord" (1954) Die Mixtur aus Suspense, Ironie und Romantik erregt auch in Hollywood Aufsehen. Dem Produzenten David O. Selznick gelingt es, Hitchcock mit einem Mehrjahresvertrag an sich zu binden. Mit dem gefeierten Schauermelodram "Rebecca" (1940) erobert der kühle Brite sofort das amerikanische Publikum. Im Bild: James Stewart und Grace Kelly in "Das Fenster zum Hof" (1954) (c) AP (Anonymous) Er legt sofort eine Reihe brisanter zeitpolitischer Spionagethriller nach. Im Bild: Cary Grant in "Der unsichtbare Dritte" (North by Northwest) (1959) (c) EPA (Handout/Mgm Pictures) Als die bekanntesten seiner unerreichten Klassiker gelten heute vor allem "Psycho" von 1960 und ... (c) ORF (Universal) ... "Die Vögel" von 1963. (c) ORF (-) Den Duschmord in "Psycho" verstand Hitchcock als Vergewaltigungsszene. Sie ist berühmt wie keine andere. Im Bild: Janet Leigh in "Psycho" (c) AP Die nur 45 Sekunden lange Mordszene aus "Psycho" wurde sieben Tage lang in 70 Kamerapositionen mit einem nackten Model und zwölf Duschvorhängen im hinteren Teil eines überhitzten Studios gedreht; während die Schöne schrie und stöhnte, schwebte hoch über ihr auf einer Plattform der korpulente Mann und gab seine höflichen Anweisungen. Im Bild: "Psycho" (c) ORF (Universal) Obwohl der Film in Schwarzweiß gedreht ist, schworen viele Zuschauer, während dieser Szene würde der Film in Farbe übergehen. Sie hatten sich den Effekt, auf den Hitchcock bewusst verzichtet hatte, in ihrer Fantasie selbst ausgemalt. (c) REUTERS (© Reuters Photographer / Reuters) Viel ist über Hitchcocks Verhältnis zu Frauen geschrieben worden. Immer besetzte er die weiblichen Hauptrollen mit Blondinen, die anfangs unnahbar und überlegen scheinen, aber dann tief gedemütigt werden. Im Bild: James Stewart und Kim Novak in "Vertigo" (1958) (c) AP (Anonymous) Als Regisseur Gus Van Sant Mitte der Neunziger den Auftrag bekam, ein Remake von "Psycho" zu machen, wählte er einen originellen Weg: Er drehte das Original Szene für Szene nach, änderte kaum ein Detail. Die größte Änderung ist, dass der Film mit Anne Heche und Vince Vaughn in Farbe ist. Im Bild: Vince Vaughn in Gus van Sants "Psycho" (c) AP (SUZANNE TENNER) Histchcocks "liebste Opfer": Tippi Hedren, mit der er "Marnie" und "Die Vögel" drehte. (c) REUTERS (© Fred Prouser / Reuters) Janet Leigh machte er mit "Psycho" unsterblich. (c) REUTERS (© Reuters Photographer / Reuters) Kim Novak, sein Star aus "Vertigo". (c) ÂLucy Nicholson / Reuters Eva Marie Saint aus "Der unsichtbare Dritte". (c) REUTERS (© Mario Anzuoni / Reuters) Nur ein einziges Mal verlor er die Beherrschung: Als seine Entdeckung Tippi Hedren ihm sagte, er sei dick. Im Bild: "Marnie" (c) ORF Von da an ging es den Rest der Dreharbeiten nur noch: "Würden Sie Miss Hedren bitte fragen..." - "Sagen Sie Mr. Hitchcock..." Im Bild: "Marnie" (c) ORF (APA)
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