Überflieger Vögerl

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Ein „kleiner“ Bürgermeister und seine Schachzüge.

Wenn einer zu lange an der Macht ist, kann mitunter passieren, was in Windischgarsten eben passiert ist: Norbert Vögerl, Immobilienmakler der Real Treuhand und gleichzeitig ÖVP-Bürgermeister des kleinen Luftkurorts in Oberösterreich, musste sich wegen Amtsmissbrauchs vor Gericht verantworten. Vorerst. Denn gegen ihn wird außerdem wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs ermittelt. Der Prozess gegen Vögerl begann einen Tag nach der Verurteilung des Vizelandeshauptmannes Uwe Scheuch vom Kärntner FP-Ableger wegen verbotener Geschenkannahme. Der Einfluss von Bürgermeistern ist zwar nicht so groß, um die Verleihung der Staatsbürgerschaft zu ermöglichen. Aber innerhalb der Gemeindegrenzen ist er groß genug, dass es bei ausreichend dominantem Auftreten, arglosen Gemeinderatsmitgliedern und guten Kontakten Jahre dauern kann, bis tatsächliche oder vermeintliche Unregelmäßigkeiten ans Licht kommen können.

Der Aufstieg des 47-jährigen Vögerl begann 2003. Mit einem kommunalpolitischen Schachzug, der den Weg für annähernde Alleinherrschaft ebnete: Er machte den Vorsitzenden der SPÖ zum zweiten Vizebürgermeister. Ohne Not. Das hatte es bis dahin in Windischgarsten nicht gegeben, und hätte es in Anbetracht der Größe des Orts auch nie gebraucht, aber es vereinfachte die Dinge im Gemeinderat beträchtlich. Ohne Widerstände fürchten zu müssen, entwickelte sich manches in eine aufklärungsbedürftige Richtung: Man sieht es am Zeitpunkt der umstrittenen Grundstücks-Umwidmungen des Bürgermeisters Vögerl als oberste Bauinstanz, an den Grundstücksverkäufen durch den Makler Vögerl, an den doppelten Kilometerabrechnungen, die in den Ermittlungsakten fein säuberlich aufgelistet sind. Der Fall Vögerls begann, als seine Kontrolle über die Vorgänge in Windischgarsten auf dem Höhepunkt war. geme

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2011)

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