Der kosovarische Außenminister hält die Abspaltung des serbischen Nordteils für eine "sehr reale Gefahr". Ohne internationalen Druck auf Serbien werde es zur Teilung kommen.
Die Unruhen im Nordkosovo lassen die seit Jahren schwelende Diskussion über eine Teilung des Kosovo neu aufflammen. Mit gewalttätigen Protesten haben die ortsansässigen Serben zuletzt die Einführung kosovarischer Zollkontrollen an den Grenzen zu Serbien vorerst verhindert. Der frühere UNO-Vertreter im Nordkosovo, Gerard Gallucci, sieht vor diesem Hintergrund eine Abspaltung des serbischen Nordteils vom Kosovo als "realistischste und natürlichste Lösung, wenn sich die beiden Seiten nicht auf andere Weise einigen können". Das sagte er der Belgrader Tageszeitung "Blic" (Freitag).
Der langjährige US-Diplomat kritisierte, dass Pristina die Krise "mit Gewalt lösen" wolle. Sollte sich die Krise vertiefen und die Kosovo-Schutztruppe KFOR versuchen, die Kontrolle über den Nordkosovo zu erlangen, würde dies zum Scheitern des fragilen Dialogs zwischen Belgrad und Pristina führen, in dem es jüngst erste greifbare Ergebnisse gegeben hatte.
"Gefahr ist sehr real"
Der kosovarische Außenminister Enver Hoxhaj warf Belgrad vor, die Spannungen im Nordkosovo politisch nützen zu wollen, "um den langjährigen Traum einer Teilung der Region zu erfüllen". "Diese Gefahr ist sehr real und es könnte dazu kommen", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Es hänge davon ab, wie die großen internationalen Mächte auf die Lage im Nordkosovo reagieren werden, insbesondere "wie sehr die internationale Diplomatie Druck auf Belgrad ausüben wird". "Wenn es keinen Druck gibt, wird es zur Teilung des Kosovo kommen".
Anders als im restlichen Kosovo stellen die Serben im Norden die Mehrheit. Sie lehnen die vor drei Jahren verkündete Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien ab. An den Grenzen zu Serbien wurden bisher kosovarische Serben eingesetzt, die ihre Tätigkeit aber nicht zur Zufriedenheit Pristinas erfüllten. Beobachter klagen, dass an der kosovarisch-serbischen Grenze das Schmugglerunwesen blüht.
Ende Juli eskalierte der Konflikt, als Pristina zur Durchsetzung eines Importverbots für Waren aus Serbien eigene Zollbeamte an der Grenze postieren wollten. Die Lokalbevölkerung protestierte mit Straßenblockaden und dem Einsatz von Schusswaffen, ein kosovarischer Polizist starb. Die Lage beruhigte sich erst durch das Eingreifen der KFOR, die die Kontrolle über die beiden Grenzübergänge Jarinje und Brnjak übernahm.
(APA)