Die Welt fürchtet sich vor der Reaktion der Märkte auf die Bonitätsherabstufung der USA.
Die Verlust der Bestnote „AAA“ für die Bonität der USA sorgt weltweit für Aufregung. Zwar kommt der Schritt der Ratingagentur Standard& Poor's nicht völlig überraschend, die Angst vor einer negativen Reaktion der Märkte ist aber groß. Durch die Nachricht könnte nicht nur die Ausgabe von US-Staatsanleihen teurer werden– die Kreditwürdigkeit des Landes ist nun mit jener von Belgien vergleichbar, aber schlechter als jene von Österreich, Deutschland oder Kanada. Es könnte auch zu neuerlicher Panik an den Aktienmärkten kommen, die derzeit auf nahezu jede schlechte Nachricht aus den USA äußerst sensibel reagieren. Am Tag nach der Herabstufung setzte die Politik daher vor allem auf Beruhigung.
Frankreichs Wirtschaftsminister François Baroin betonte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, dass er ein uneingeschränktes Vertrauen in die Stabilität der amerikanischen Wirtschaft habe. Er lobte die US-Regierung für ihr „entschlossenes Vorgehen“, um die Schulden in den Griff zu bekommen. Die Herabstufung durch Standard& Poor's dürfe man nicht überbewerten, zumal die anderen Ratingagenturen Moody's und Fitch die Kreditwürdigkeit der USA weiterhin mit „AAA“ bewerteten, so der Minister. In Deutschland wollte man sich vorerst nicht äußern. „Einfach mal die Klappe halten“, wäre ein gutes Motto der Stunde, vernahm die Agentur DPA aus deutschen Regierungskreisen. Die Finanzminister der G7 (USA, Japan, Deutschland, Kanada, Frankreich, Italien, Großbritannien) wollen nun in einer Telefonkonferenz ihr Vorgehen koordinieren.
„Selbst verschuldetes Schlamassel“. Ein japanischer Regierungsvertreter sagte zur Nachrichtenagentur Dow Jones, Tokio habe weiterhin Vertrauen in US-Staatsanleihen, die durch die Herabstufung nicht an Attraktivität verloren hätten. Der südkoreanische Vize-Finanzminister Yim Jong-yong erklärte am Rande eines Krisentreffens, sein Land müsse „nicht außerordentlich besorgt“ sein, auch wenn kurzfristige Auswirkungen möglich wären.
Weniger gelassen gab sich der größte Gläubiger der USA, die Volksrepublik China: Das Land hält US-Staatsanleihen im Wert von einer Billion Dollar. Erst am Freitag hatte die Regierung in Peking die USA aufgefordert, das Schuldenproblem anzugehen und die Dollar-Investitionen Chinas und anderer Länder zu schützen. Am Samstag setzte man nach: Peking habe jedes Recht, eine Lösung des US-Schuldenproblems zu verlangen. Die USA müssten ihre „Schuldensucht“ heilen, indem sie Militär- und Sozialausgaben kürzten, hieß es in einem Kommentar in der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Und weiter: „Die US-Regierung muss sich mit der schmerzlichen Tatsache abfinden, dass die gute, alte Zeit endgültig vorbei ist, als sie sich einfach aus dem Schlamassel heraus verschulden konnte, in das sie sich selbst gebracht hat.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2011)