ORF
Die ORF-Chefs und ihre Leistungen

Josef Scheidl: 1960– 1967
Erst 1960 bekam die Österreichische Rundfunk GesmbH nach dem Krieg ihren ersten Generalintendanten: Josef Scheidl. Bereits 1955 aber war das „Österreichische Rundfunkwesen“ gestartet– ein regelmäßiges TV-Versuchsprogramm. Im Herbst 1955 startete die „Zeit im Bild“ nach dem Vorbild der „Nine O'Clock News“ der BBC. Thaddäus Podgorski, damals freier Mitarbeiter, hatte die Idee für den Namen: „Es ist zwar net besonders g'scheit, aber wie wär's mit ,Zeit im Bild‘?“, schlug er vor. Gesendet wurde aus Schönbrunn – das Studio befand sich im heutigen Affenhaus des Tierparks. 1958 wurde erstmals TV-Gebühr eingehoben: 50 Schilling pro Monat; 1959 lief die erste Fernsehwerbung. 1961 startete der ORF unter Scheidl einen zweiten Versuchskanal. Erst 1970 ging ORF2 täglich auf Sendung.
Im Bild: Thaddäus Podgorski
Im Bild: Thaddäus Podgorski
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Gerd Bacher: 1967– 1974, 1978–86, 1990–94
Gerd Bacher hat es als Einziger zu drei Legislaturperioden gebracht. Unter seine Amtszeiten fallen der Start des Farbfernsehens (1969 mit dem „Neujahrskonzert“), die Gründung der Radiosender Ö1, Ö2 und Ö3 (1967). Das „Mittagsjournal“ und ab 1968 das wegen der aktuellen Berichterstattung über den Prager Frühling gegründete „Morgenjournal“ gelten als erste parteiunabhängige Nachrichtenprogramme in Österreich nach dem Krieg.
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Gerd Bacher
1969 ging die erste Ausgabe der Religionssendung „Orientierung“ auf Sendung – das älteste TV-Magazin des ORF. Am Heiligen Abend 1978 war Premiere für „Licht ins Dunkel“ im Fernsehen. Redaktion: Monika Lindner. 1981 moderierte Frank Elstner die erste Ausgabe von „Wetten, dass...?“. 1980 ging der Teletext on air, obwohl erst etwa 500 teletextfähige TV-Geräte in heimischen Wohnzimmern standen.
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Otto Oberhammer: 1974–1978
Nachdem Bundeskanzler Bruno Kreisky auf Bachers erste ORF-Regentschaft mit einer ORF-Reform antwortete, die die Macht des Generalintendanten beschnitt, wurde Otto Oberhammer, ein Jurist aus dem Justizministerium, ORF-Chef. Unter ihm wurde 1975 das ORF-Zentrum am Küniglberg bezogen – und die erste „Zeit im Bild 2“ ausgestrahlt. 1976 startete der „Club 2“. Unter Oberhammer wurden der Wiener Schmäh und das Unterhemd salonfähig: „Kottan ermittelt“ und „Mundl“ waren Kultserien. 1977 erregte Peter Turrini mit der „Alpensaga“ Aufregung.
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Teddy Podgorski: 1986–1990
Thaddäus – „Teddy“ – Podgorski erfand „Seinerzeit“, „Jolly Joker“, „Sportpanorama“ – und die „Seitenblicke“, die er 1987 konzipierte. In Podgorskis Amtszeit startete der ORF die Naturfilmreihe „Universum“ und seine reichweitenstärkste Sendung: „Bundesland heute“.
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Gerhard Zeiler: 1994–1998
Nach der dritten Ära Bacher wehte unter Gerhard Zeiler ein neuer Wind am Küniglberg: Er reorganisierte Programm und Struktur des ORF, um den Sender gegen die Konkurrenz privater Anbieter zu wappnen. Zeiler führte den 24-Stunden-Sendebetrieb ein. Er sorgte für eine Kommerzialisierung des Öffentlich-Rechtlichen, für intensive Eigenwerbung, eine differenzierte Positionierung von ORF 1 und ORF2 – und eine Steigerung der Marktanteile.
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Gerhard Weis: 1998 - 2001
Gerhard Weis musste während seiner Amtszeit einem neuen ORF-Gesetz Rechnung tragen, das unter anderem forderte, dass der Öffentlich-Rechtliche am Abend zumindest in einem Kanal in der Regel ein anspruchsvolles Programm senden muss. Weis hob Kultur- und Informationssendungen ins TV-Schema – obwohl er Sorge hatte, dass das die Quote drücken könnte. Gleichzeitig wurden dem ORF Werbebeschränkungen auferlegt – Weis musste also den Rotstift zücken.
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Gerhard Weis
Dennoch gab es auch in seiner Amtszeit Neues: Mit FM4 startete der ORF ein Jugendradio, „Bundesland heute“ ging am Wochenende auf Sendung, und der ORF startete die zwei Dauerbrenner „Barbara Karlich Show“ und „Millionenshow“. Mit „Taxi Orange“ lockte Weis auch vermehrt junges Publikum an.
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Monika Lindner: 2002–2006
Monika Lindner ist die einzige Frau, die es an die ORF-Spitze geschafft hat. Sie setzte eine Gebührenerhöhung durch, verhandelte einen Kollektivvertrag, sanierte die schlampigen Dienstverhältnisse zu den freien Mitarbeitern und war wirtschaftlich erfolgreich. Programmlich landete sie Flops („Deal or no Deal“, „Quiz-Express“, „Expedition Österreich“), legte aber den Grundstein für Erfolge wie Hugo Portischs „Die Zweite Republik“, „Starmania“ und „Dancing Stars“. Sie begründete die erfolgreiche, auf Junge zugeschnittene „Donnerstag Nacht“ mit „Sendung ohne Namen“, „Dorfers Donnerstalk“.
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Alexander Wrabetz: Seit 2007
Im April 2007 erlitt Alexander Wrabetz am Ruder des ORF mit seiner „größten Programmreform in der Geschichte“ Schiffbruch. Vor allem das öffentliche Scheitern der Sitcom „Mitten im Achten“ hat ihm geschadet. Das alte „Willkommen Österreich“ ließ er als Persiflage mit Christoph Grissemann und Dirk Stermann in der „Donnerstag Nacht“ wieder aufleben, das Original wurde zu „Sommer-“, „Herbst-“, „Winter-“ bzw. „Frühlingszeit“ weiterentwickelt – was manche als Spitze gegen Lindner sahen, die das „Ur-Willkommen“ erfand.
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Alexander Wrabetz
Wrabetz führte den „Club 2“ wieder ein und besiegelte das Ende der „ZiB“-Durchschaltung. Umstritten war das Societyformat „Chili“, für das der ORF Dominic Heinzl vom Privatsender ATV abwarb. Trotz Kritik und Quotenflaute hat sich Wrabetz fürs Weitermachen entschieden.
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Alexander Wrabetz
Durchtaucht hat er auch eine veritable Krise in der Mitte seiner Amtszeit: Mit 80 Millionen Euro Verlust stand der ORF kurz vor der Pleite, Wrabetz vor seiner Ablöse. Nach den erfolgreichen Verhandlungen für das neue ORF-Gesetz (das dem ORF u.a. eine teilweise Refundierung der durch Gebührenbefreiung entgangenen Einnahmen bringt) und einem strikten Sparprogramm hat er Zähigkeit bewiesen.
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Alexander Wrabetz
Am 9. August wurde Alexander Wrabetz als ORF-Generaldirektor wiedergewählt. Er erhielt 29 von 35 Stimmen. Seine erste Reaktion: "Ich bin bewegt, dass es so eine große Mehrheit gibt".
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