Villach: Mann mit Anti-Scheuch-Shirt festgenommen

Villach Mann AntiScheuchShirt festgenommen
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Beim Villacher Kirchtag sorgt ein Mann mit einem T-Shirt mit der Aufschrift "Uwe geh in Häfn" für Aufregung. Er berichtet von Attacken durch FPK-Parteigänger.

Ein Mann mit einem Anti-Scheuch-Shirt hat beim Trachtenumzug des Villacher Kirchtages für Wirbel gesorgt. Der 44-jährige Kärntner mit dem T-Shirt mit der Aufschrift "Uwe geh in Häfn" ordnete sich am Samstagabend in eine FPK-Abordnung des Umzugs ein. Daraufhin soll er von den Parteigängern attackiert worden sein. Die Polizei nahm ihn vorübergehend fest, als er sich nicht ausweisen wollte.

"Ich wollte als politischer Mensch ein Zeichen setzen", sagte der Betroffene am Montag. "Es kann nicht sein was in Kärnten derzeit politisch abläuft", erklärte er in Anspielung auf den in erster Instanz zu 18 Monaten teilbedingter Haft verurteilten FPK-Chef Uwe Scheuch.

"Man wollte mir das Leibchen vom Körper reißen"

Er habe gedacht, der Umzug sei zu Ende, als die "zehn bis 20-köpfige" FPK-Abordnung blaue Herzen verteilend über den Villacher Hauptplatz gezogen sei. Daraufhin habe er sich mit seinem T-Shirt in die FPK-Abordnung eingereiht und "winkte, wie man es am Kirchtag beim Umzug tut, dem Publikum zu".

Als die Parteigänger nach rund 20 Metern bemerkt hätten, was auf seinem T-Shirt stand, sei er "von hinten gegen die Waden getreten und gerempelt" worden. "Sie versuchten mir auch das Bein zu stellen. Schließlich wollte mir einer der Leute mein Leibchen vom Körper reißen, was aber nicht gelang", sagte der in Wien lebende Programmierer. Man habe ihm gedroht, herauszufinden wo er wohne und Sätze wie "Wir kriegen dich!" seien gefallen.

Schließlich sei er von einem Polizisten aufgefordert worden, wegzugehen. Als er sich weigerte, sei ihm "von hinten gegen die Gurgel gedrückt" worden. Als er sich auch nicht ausweisen wollte, "weil mir der Polizist die Bekanntgabe seiner Dienstnummer verweigerte", wurde er festgenommen und mit Handschellen abgeführt. Erst als seine Bekannte und Kirchtags-Begleiterin - die ORF-Journalistin Christine Grabner - seine Identität am Polizeiposten bezeugte, wurde er entlassen.

Polizei:"Nichts mit T-Shirt zu tun"

Villachs Stadtpolizeikommandant Erich Londer erklärte, der Mann sei wegen der Verweigerung der Identitätsfeststellung und da er sein Verhalten nicht einstellte, festgenommen und angezeigt worden. Der Umzug sei noch "gelockert" im Gange gewesen. Laut Polizeisprecher Rainer Dionisio habe die Festnahme "natürlich überhaupt nichts mit dem T-Shirt zu tun, das der Mann trug".

(c) APA/PRIVAT

Laut Polizei stellte der Amtsarzt "oberflächliche Hautabschürfungen am rechten Bizeps und am rechten Handgelenk" fest. Grabner sagte, sie sei über die Vorgänge "geschockt" gewesen. Der Beamte habe ihren Bekannten wie einen "Randalierer" behandelt und ihn "prinzipiell geduzt".

Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt wird nun prüfen, ob die Intensität des Polizeieinsatzes gerechtfertigt war.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sagte am Montag, er habe den Vorfall als Augenzeuge mitbekommen. Der Mann mit dem T-Shirt habe sich - um seinen Protest zum Ausdruck zu bringen - in den Festzug gestellt, womit niemand ein Problem gehabt habe. Als ihn aber ein Polizist aufgefordert hatte, zur Seite zu gehen, habe der Mann sich geweigert und sei "mit Fäusten gegen den Exekutivbeamten losgegangen". Daraufhin sei "dieser Herr" festgenommen worden. Für Strache hat all das nichts mit der FPÖ zu tun.

Bürgermeister wirft FPK "Propaganda" vor

Villachs Bürgermeister Helmuth Manzenreiter kritisiert unterdessen den "parteipolitischen Missbrauch" des Kirchtagumzuges durch die FPK: "Was die FPK da machte, war ein Missbrauch der Brauchtumsveranstaltung. Parteipolitische Propaganda ist unerwünscht. Keine andere Partei macht das". Die FPK sei bereits in den vergangen Jahren mit ähnlichen Aktionen aufgefallen und auch aufgefordert worden, diese zu unterlassen.

"Jemand, der den Umzug stört, ist unerwünscht. Aber auch die Propaganda der FPK ist unerwünscht. Insofern hätten auch sie in Handschellen abgeführt werden müssen", so Manzenreiter. Wenn einzelne Politiker mit einer Brauchtumgruppe mitmarschierten, sei das allerdings kein Problem, betont der Bürgermeister.

(APA)

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