Selbstverlangte Entmündigung

Europas Bauern gehen einen weiteren Schritt in Richtung totaler Abhängigkeit.

Das Wort „Subventionen“ gilt unter Österreichs bäuerlichen Standesvertretern als Unwort. Lieber spricht man von Förderungen als „Leistungsabgeltung“. Schließlich, das findet auch der Landwirtschaftsminister, seien Bauern „Unternehmer“ auf einem „nachhaltigen Erfolgsweg“. Damit sie diesen fortsetzen können, dürfe man ihnen nur ja kein Geld wegnehmen.

Keine Gefahr: Geht es nach dem zuständigen EU-Kommissar, wird es demnächst mehr. Er will den Bauern Einkommensrückgänge automatisch abgelten. Das ist ungefähr so, als würde man die Bierbrauer dafür entschädigen, dass ihre Kunden wegen der ausbleibenden Hitze seltener zum Glas greifen.

In der verkehrten Welt der heimischen Bauernvertreter dürfte ein solches Modell auf große Freude stoßen. Dort legt man nämlich nicht etwa Wert auf Unabhängigkeit und ökonomischen Erfolg – sondern verlässt sich seit Jahrzehnten sehr erfolgreich darauf, von der steuerzahlenden Restbevölkerung versorgt zu werden.

Schon jetzt sind bis zu 90 Prozent der Bauerneinkommen Förderungen. Mit dieser zusätzlichen Stützung würden die Bauern endgültig ihrer Pflicht entbunden, nach wirtschaftlichen Kriterien zu arbeiten – so wie jeder andere Betriebsleiter auch. In einem solchen Umfeld macht sich jeder, der vom Bauern- als Unternehmertum spricht, nur noch eines: ziemlich lächerlich.

jeannine.hierlaender@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2011)

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