Die British National Party und die English Defence League versuchen die Stimmung nach den Krawallen zu ihren Gunsten zu nutzen und kritisieren die "politische Korrektheit" der Polizei.
Nach Krawallen in London, Manchester, Birmingham und anderen britischen Städten wird nun die Rolle rechtspopulistischer Gruppen bei den Ausschreitungen diskutiert. Ihnen wird die Instrumentalisierung der Randale vorgeworfen.
Rechtsextreme Parteien wie die British National Party (BNP) würden offensiv versuchen, aus den Unruhen in Großbritannien und den Bildern plündernder Jugendlicher Profit zu schlagen, schreibt "Der Spiegel" am Donnerstag in seiner Online-Ausgabe. Sie würden sich außerdem das "Entsetzen der Briten über und die Angst vor den Ausschreitungen" zu Nutzen machen.
EDL kritisiert "politische Korrektheit"
Auch die English Defence League (EDL), die erst kürzlich durch ihre mutmaßlichen Verbindungen zum Olso-Attentäter Anders Behring Breivik in Verruf geriet, versucht, den Protest für sich zu nutzen und damit ihr Image wieder aufzubessern, konstatiert das Magazin. In einer auf ihrer Internetseite veröffentlichten Stellungnahme zu den Krawallen kritisiert die EDL die ihrer Meinung nach zu lasche Taktik der Polizei und versucht so Stimmung in der Bevölkerung zu machen.
Die "politische Korrektheit" hindere die Polizei daran, "die derzeitigen Probleme rasch und entschieden zu beenden", heißt es in der Stellungnahme. "Wie alle anständigen Menschen sind auch die Mitglieder der EDL erschüttert und entsetzt darüber, was in den vergangenen Tagen passiert ist." Es sei offensichtlich, dass die Polizei nicht den Befehl erhalten habe, "Schädel einzuschlagen". Vielleicht liege das daran, dass die Plünderer "nicht weiß" seien.
EDL sorgte im Vorjahr für Krawalle
Die Organisation war im vergangenen Jahr dafür verantwortlich, dass die Angst vor neuen Unruhen zwischen verschiedenen Ethnien in England groß war: Bei einem ihrer Märsche in Bradford, einer Stadt mit einer der größten pakistanischen Gemeinden Großbritanniens, kam es zu massiven Krawallen.
EDL gilt als Zusammenschluss gewaltbereiter Hooligans. Ausgerechnet frühere Schläger versuchen nun, sich als Ordnungshüter zu inszenieren, als Beschützer der Nation. EDL-Chef Stephen Lennon ist vorbestraft wegen Körperverletzung, Drogenbesitz und Ordnungswidrigkeiten. EDL-Mitglied Paul Ray, der unter dem Namen "Lionheart" einen islamfeindlichen und rassistischen Blog betreibt, gab vor wenigen Tagen zu, möglicherweise als Vorbild für den Oslo-Attentäter Breivik fungiert haben zu können.
(APA)