Allein die öffentlichen Gedanken der SNB-Führung dazu ließen den Franken schwächer werden. Der Euro verteuerte sich von knapp unter 1,03 auf zeitweise knapp 1,09 Franken.
Wien/Ag./Red. Die Schweizer Nationalbank hat in ihrem Kampf gegen den starken Franken einen kleinen Etappensieg erreicht. Der Vizepräsident der SNB, Thomas Jordan, sagte in einem Interview mit dem „Tagesanzeiger“, eine vorübergehende Bindung des Franken an den Euro sei vorstellbar – „solange dies mit Preisstabilität in der langen Frist vereinbar ist“. Diese Äußerung reichte, um den Franken gegenüber dem Euro um mehr als fünf Prozent zu schwächen. Der Euro verteuerte sich von knapp unter 1,03 auf zeitweise knapp 1,09 Franken.
Jordan sagte, grundsätzlich könne die SNB alle Möglichkeiten ergreifen, die langfristig mit der Erfüllung ihres Mandats – eine unabhängige Geldpolitik führen und Preisstabilität erhalten – vereinbar seien. Ein permanente Bindung des Franken lehnt der Präsident der SNB, Phillipp Hildebrand, aber als nicht vereinbar mit dem Verfassungsauftrag ab.
Noch keine konkreten Pläne
Über konkrete Pläne zur Koppelung der beiden Währungen schwieg sich Jordan aus. Vorerst würden andere Maßnahmen – wie die am Mittwoch angekündigten Devisenswaps und die Erhöhung der Giroguthaben – ergriffen. Diese hätten auch bereits Wirkung gezeigt, vor allem beim Drei-Monats-Franken-Libor. Der Zinssatz habe zeitweise bereits im negativen Bereich gelegen. Dennoch würde eine Reihe von weiteren geldpolitischen Maßnahmen geprüft und dann gehandelt, wenn es die SNB für nötig halte.
Der Franken hat seit Jahresbeginn um über 30 Prozent gegenüber dem Euro zugelegt, was der Schweizer Wirtschaft arg zusetzt. Die neuen Äußerungen aus der Nationalbank verdeutlichen den Ernst der Lage und den Druck, der auf der Nationalbank lastet. Ihr Präsident steht besonders im Kreuzfeuer der konservativen SVP, die seine Entlassung fordert. Die Sozialdemokraten wünschen sich indes eine permanente Bindung an den Euro.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2011)