Frankreichs Wirtschaft stagniert überraschend

Die französische Wirtschaft sehnt bessere Zeiten herbei
Die französische Wirtschaft sehnt bessere Zeiten herbei(c) REUTERS (Eric Gaillard)
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Im zweiten Quartal ist die französische Wirtschaft nicht gewachsen. Neben Deutschland galt Frankreich bisher als Wachstumsmotor der Euro-Zone.

Die überraschende Stagnation der französischen Wirtschaft stellt die Erholung der gesamten Euro-Zone zunehmend infrage. Das Bruttoinlandsprodukt der zweitgrößten Volkswirtschaft im Währungsraum wuchs im zweiten Quartal nicht mehr, wie das Statistikamt am Freitag mitteilte. Noch zu Jahresanfang hatte es mit 0,9 Prozent das stärkste Wachstum seit rund fünf Jahren gegeben. Dies erhöht zudem den Druck auf die Regierung in Paris, mit Sparpaketen den hohen Schuldenberg abzubauen. An den Finanzmärkten wird immer stärker angezweifelt, ob Frankreich sein "AAA"-Top-Rating als Schuldner behalten wird.

Neben Deutschland galt das Schwergewicht Frankreich bisher als entscheidender Wachstumsmotor im Euro-Raum. Denn viele hoch verschuldete Staaten wie Italien, Spanien, Portugal und Griechenland kommen nur mühsam aus der Krise heraus oder stecken weiter mitten in der Rezession.

Zurückhaltende Konsumenten

In Frankreich sorgten nun vor allem zurückhaltende Verbraucher für einen Dämpfer. Der Privatkonsum sank deutlich um 0,7 Prozent. Für die gesamte Wirtschaft hatten Fachleute für die Zeit von April bis Juni ein Anziehen von 0,3 Prozent erwartet.

Etwas positiver sind hingegen die Beschäftigungszahlen: Die Beschäftigenzahl klertterte gegenüber dem Vorjahresquartal um 210.600 nach oben, das ist ein Plus von 1,3 Prozent.

Frankreichs langfristige Wachstumsperspektiven seien zwar intakt, betonte Analyst Christian Schulz von der Berenberg Bank. Allerdings dürfte die Verschärfung der Schuldenkrise in Europa für zusätzlichen Druck sorgen. "Wir gehen davon aus, dass die Wachstumsraten für den Rest des Jahres niedrig bleiben." Die Berenberg Bank erwarte 2011 ein Plus von 1,9 Prozent. Die BIP-Daten hätten aber für ein "deutliches Abwärtsrisiko der Prognose" gesorgt.

Die Regierung dürfte ihr Ziel, das Haushaltsdefizit 2011 auf unter sechs Prozent zu drücken, verfehlen. Dies könne die Nervosität an den Märkten erhöhen.

Die Pariser Börse reagierte auf die neuen Wachstumszahlen zunächst mit einem Einknicken der Kurse, erholte sich aber bis zum Mittag und legte um rund ein Prozent zu.

Regierung hält an Wachstumszielen festgelegte

Frankreichs Finanzminister Francois Baroin betonte, trotz der schwachen Wirtschafts-Daten halte die Regierung an ihren Zielen für das Wachstum und den Defizitabbau fest. Die Konsolidierungspläne basieren auf einer Wachstumsprognose von 2,0 Prozent für 2011. Frankreichs Banken gehörten zu den solidesten weltweit, sagte Baroin im RTL Radio.

Bei der Opposition stieß diese Einschätzung auf heftige Kritik. Der für die Wirtschaft zuständige Nationalsekretär der Sozialisten, Michel Sapin betonte: "Frankreich ist noch nicht aus der Krise."

Baroin kündigte baldige deutsch-französische Vorschläge für ein besseres Funktionieren der Eurozone an. Die Anleger könnten darauf zählen, dass beide Länder bis Ende des Sommers eine entsprechende Initiative erarbeiten werden.

(APA)

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