Eine Zeitung berichtet von Untersuchungen der US-Börsenaufsicht nach dem Rating von S&P. Es liegen aber keine konkreten Verdachtsmomente vor.
Washington/Ag./JUK. Nachdem die US-Ratingagentur Standard & Poor's den USA in der Vorwoche die Bestnote „AAA“ für deren Kreditwürdigkeit entzogen hat, knöpft sich nun die US-Börsenaufsicht SEC (Securities & Exchange Commission) Standard & Poor's vor.
Die Börsenaufsicht habe S & P mit der Frage konfrontiert, welche Mitarbeiter vor Veröffentlichung des Entzugs der Bestnote für die USA von der Abwertung gewusst hätten, berichtet die „Financial Times“ unter Berufung auf einen Insider. Die SEC will demnach prüfen, ob nicht einzelne Mitarbeiter ihr Wissen für Insidergeschäfte missbraucht haben. Einen konkreten Hinweis gibt es darauf nicht, erklärt der Informant der Zeitung. Die Untersuchungseinheit der SEC habe sich der Sache angenommen.
Nur falls sich der Verdacht, dass Gesetze gebrochen wurden, erhärtet, würden die Ermittler eine entsprechende Empfehlung an die Vollzugseinheit abgeben, heißt es. Es muss aber nicht sein, dass überhaupt ein Fall daraus wird.
Beleg für Insiderhandel schwierig
Am vergangenen Freitag hat Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit der USA von „AAA“ auf „AA+“ herabgestuft. Das hat den Absturz der Börsen weltweit angeheizt – diese befanden sich wegen der schwelenden Eurokrise und der schwächelnden US-Konjunktur ohnehin auf Talfahrt. S & P und die SEC haben zu den Berichten über die Ermittlungen noch nicht Stellung genommen.
Einen Insiderhandel in diesem Fall zu belegen, dürfte jedoch schwierig werden. Denn Standard & Poor's hat den USA mehr als einmal mit der Herabstufung ihrer Bonitätsnote gedroht. Ähnliches gilt für die Konkurrenzagenturen Moody's und Fitch. Auch Marktbeobachter hatten mit einer Herabstufung gerechnet. Es bliebe also völlig offen, ob jemand tatsächlich im Wissen um die Herabstufung gehandelt oder nur auf eine Abwertung spekuliert hat. Die USA haben sich seit der Veröffentlichung des S & P-Ratings am vergangenen Freitag mit Händen und Füßen gegen die Herabstufung gewehrt. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Entscheidung sprach das US-Finanzministerium von einem Rechenfehler, der die Glaubwürdigkeit der Agentur in Abrede stelle. Standard & Poor's hat den Fehler über zwei Billionen Dollar später zugegeben, sich aber nicht dafür entschuldigt.
„Sind noch immer ein AAA-Land“
Ein Sprecher des Weißen Hauses warf S & P jüngst Einmischung in die Politik vor. US-Präsident Barack Obama sagte am Montag: „Egal, was irgendeine Agentur sagt: Wir sind ein AAA-Land und werden es immer bleiben.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2011)