Vier Euroländer untersagen Leerverkäufe. Politischer Aktionismus, der nur schadet.
Da sage noch wer, die Regierungen wären dazu verdammt, den Geschehnissen auf den Börsen tatenlos zusehen zu müssen: In Frankreich, Italien, Spanien und Belgien schreitet die Politik zur Tat, sie verbietet Leerverkäufe bestimmter Bank- und Versicherungsaktien. Wieso? Um „falsche Gerüchte“ aus der Welt zu schaffen und so für Ruhe auf den Märkten zu sorgen.
Im Kern geht es darum, Investoren daran zu hindern, andere Marktteilnehmer davon zu überzeugen, dass bestimmte Aktien überbewertet sind. Genau das machen „Leerverkäufer“ nämlich: Sie leihen sich gegen Gebühr Aktien, die sie sofort weiterverkaufen. Sinken die Kurse tatsächlich, geht ihre Spekulation auf: Sie kaufen die Aktien zu niedrigeren Kursen zurück, um sie dann an die rechtmäßigen Besitzer zu retournieren. Die Differenz ist ihr Gewinn. Steigen die Kurse aber, fahren die „Shortseller“ Verluste ein.
Für viele Politiker ist so etwas kapitalistisches Teufelszeug, das zu extremen Kursschwankungen führt. Zahllose Studien renommierter Institutionen kommen zu exakt gegenteiligen Schlüssen: Erst jüngst warnte eine von Frankreich und Deutschland in Auftrag gegebene EU-Studie davor, Leerverkäufe zu untersagen. Damit ginge nämlich eine wichtige Hygienefunktion verloren. Das erlassene Verbot ist also vor allem eines: politischer Aktionismus, der mehr schadet als nützt.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2011)