In der "Facebook"-Falle

Von rechten Parolen bis zum Krawatten-Protest: Wie Politiker und ihre "Freunde" Soziale Netzwerke aufmischen – und damit ihre Karriere riskieren.

Werner Königshofer weiß es am besten: Das große virtuelle Netzwerk kann das kleine, reale in Sekunden zunichte machen. Die „islamistische Gefahr“ habe „in Europa schon tausendmal öfter zugeschlagen“ als zuletzt der Attentäter von Norwegen: Dieser „Facebook“-Eintrag des scharfzüngigen Tirolers war sogar Parteichef Heinz-Christian Strache zu viel. Der selbst ernannte „Königstiger“ musste das freiheitliche „Rudel“ im Nationalrat verlassen; jetzt ist er ein echter „Wilder“.

Wobei auch Strache selbst sich schon fast im Social Network verheddert hätte: Angeblich ohne es zu wissen, war der FPÖ-Chef bis Donnerstag als Administrator der geschlossenen „Facebook“-Gruppe „Türkei nicht in die EU!“ geführt worden. Unter anderem vom „Abschlachten“ von Muslimen war dort die Rede. Freilich nicht von Strache persönlich, wie ein Sprecher betonte. Jetzt sei der Parteiobmann auch nur noch ein einfaches Mitglied – so wie FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky oder der Wiener Klubchef Johann Gudenus.

Es sind vor allem rechte oder gar rechtsextreme Kräfte, die im „Facebook“ immer wieder negativ auffallen; außer in Österreich auch international. Nicht nur der Fall Breivik in Norwegen hat dies bestätigt. Auch in Deutschland gibt es Wirbel um einen Münchner Kreischef der Jungen Union, Thomas Schwed, der rechtspopulistische Parolen gepostet und aus Soldatenliedern zitiert hat. Nun will ihn die CSU rasch entsorgen unter dem Motto: Ja, „Facebook“ kann Ihre Karriere gefährden.


Schmutzige Wäsche in Echtzeit. Auch Sarah Palin, einst Obamas „Angstgegnerin“, musste schon zurückrudern und sich mäßigen. Vor Monaten hatte sie den Wahlkreis der US-Abgeordneten Gabrielle Giffords online mit einem Fadenkreuz markiert. Ein Amokläufer verletzte Giffords später per Kopfschuss lebensgefährlich. Längst zurückgetreten ist der US-Abgeordnete Anthony Weiner, nachdem er auf dem Blogging-Portal „Twitter“ freizügige Bilder von sich verschickt hatte – und zwar nicht an einzelne Frauen, sondern versehentlich an alle seine 56.000 „Followers“. In Frankreich zur Lachnummer geworden ist Tourismus-Staatssekretär Frédéric Lefebvre, weil er auf „Facebook“ New York und Shanghai zu Hauptstädten erklärte.

In Österreich gibt es da kleinere Sünden: Sebastian Kurz (ÖVP) ohne Krawatte bei der Angelobung – das war Tausenden den Protest auf „Facebook“ wert; und die Gruppe „Ich mach den Integrationsstaatssekretär bei Humboldt“ zählt heute fast 30.000 Fans. Dem Ansehen Kurz' hat es nicht geschadet, im Gegenteil. Alles richtig machen will Kanzler Werner Faymann: Im Herbst soll sein höchstpersönlicher „Facebook“- und „Twitter“-Auftritt starten. Mit einem „Netiquette“-Team im Hintergrund: fürs gute Benehmen im Netz eben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2011)

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