ORF-Finanzen: Berg- und Talfahrt

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ORFFinanzen Berg Talfahrt(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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2012 wird für den ORF „besonders schwierig“, kündigt Finanzdirektor Richard Grasl im Interview mit der "Presse" an. Ob den ORF-Zuschauern im nächsten Jahr eine Gebührenerhöhung ins Haus steht, lässt er offen.

Die gute Nachricht kam rechtzeitig vor der Wiederwahl von ORF-General Wrabetz: Die ORF-Finanzen lägen im ersten Halbjahr 2011 deutlich über Plan, hieß es – das liege an den gesunkenen Personalkosten und den unerwartet hohen Werbeeinnahmen. Im Gesamtjahr 2011 rechnet ORF-Finanzdirektor Richard Grasl – auch dank budgetärer „Einmaleffekte“ – mit einem Plus von sechs Millionen Euro für die Konzernmutter und zwei Millionen für den Konzern. 2012 hingegen wird nach seiner Einschätzung ein „besonders schwieriges Jahr“ werden, so Grasl im Interview zur „Presse“.
Er nennt drei Gründe: Einerseits leide der ORF daran, dass es keine Inflationsabgeltung bei den Gebühren gebe – was allein in den vergangenen zwei Jahren knapp sechs Prozent gekostet habe: „Wir spüren die hohe Inflation über Personal- und Sachkosten.“ Dazu kämen hohe Rechte- und Programmkosten für die Olympischen Spiele in London sowie die Fußball-EM in Polen und der Ukraine: „Diese Sportevents werden sich mit einem zweistelligen Millionenbetrag im Budget niederschlagen.“ Und schließlich werde auch die Gebührenrefundierung 2012 nicht mehr wie zuletzt 50, sondern nur noch 30 Millionen Euro betragen.
*Dennoch will Grasl, der auch nach 2012 Finanzdirektor bleiben wird, im Personalbereich und ins Programm investieren. Geld soll es vor allem für Eigenproduktionen geben, mit denen der ORF „sehr gute Quoten“ erziele, „während verwechselbares Programm, wozu ich amerikanische Spielfilme und Serien zähle, nicht mehr so gut läuft“. Besonderes Augenmerk will er ORF eins widmen. In der neuen Kompetenzverteilung der verkleinerten Geschäftsführung wird Grasl ab 2012 auch die Programmwirtschaftliche Leitung (PWL), das Controlling über das 400-Mio.-Euro-Programmbudget, übernehmen. Dagegen haben einzelne Betriebsräte protestiert, die eine „massive Bedrohung der redaktionellen Entscheidungsgewalt“ befürchten. Grasl relativiert: „Meine Aufgabe in der PWL ist, die Mittel, die für das TV-Programm zur Verfügung stehen, so einzusetzen, dass wir möglichst viel möglichst gutes Programm machen können. Aber es ist klar, dass die journalistische Entscheidung ausschließlich in den Redaktionen bleibt.“

Gebührenerhöhung? Kein Kommentar!

Ob den ORF-Zuschauern 2012 eine Gebührenerhöhung ins Haus steht, lässt Grasl offen. Bei der Gebührenrefundierung (einer teilweise Rückvergütung von dem ORF durch Gebührenbefreiungen entgangenen Einnahmen), die 2013 ausläuft, ist die Position des Finanzdirektors hingegen eindeutig: „Das Geld steht uns zu, weil der Staat ja per Gesetz die Gebührenbefreiung festlegt.“ Eine Ausweitung der TV-Werbezeiten ist für ihn hingegen so lange „kein Thema“, solange der ORF kein Frühstücksfernsehen macht. Sehr wohl thematisieren will der ORF den § 31 des ORF-Gesetzes, der ihn zur Senkung der Pro-Kopf-Kosten zwingt, weil dessen Auswirkungen nach Ansicht Grasls „nicht im Sinn des Gesetzes“ sein können.

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