Der Präsident mit dem losen Mundwerk

(c) EPA (ROBERT GHEMENT)
  • Drucken

Staatschef Traian Basescu ist ein Populist aus Überzeugung, er wirkt teilweise erratisch und autoritär – und er hat den Rumänen viel versprochen: das Land von Korruption und Vetternwirtschaft zu heilen.

Sein früherer Beruf hat ihm den Weg gewiesen: In den Achtzigerjahren war Traian Basescu Kapitän der rumänischen Handelsflotte. Heute steuert er die Geschicke seines Landes. Traian Basescu, er begeht diesen November seinen 60.Geburtstag, ist seit 2004 Präsident Rumäniens.

„Als Staatspräsident werde ich nicht zögern, jeden korrupten Minister eigenhändig zu erwürgen“, ließ er in seinem ersten Präsidentschaftswahlkampf wissen. Basescu gibt sich betont hemdsärmelig; er ist ein Populist aus ganzem Herzen und hat seine selbst gewählte Rolle als starker Mann der rumänischen Politik stets klar kommuniziert. Doch die Zeiten standen schon einmal besser für Basescu: Bei der Wahl in seine zweite Amtszeit Ende 2009 setzte er sich nur noch knapp gegen den Gegenkandidaten der sozialistischen Opposition, Mircea Geoana, durch. Zuletzt fiel das Rating der Regierung wegen des strengen Sparkurses.

Basescu hat wie kein anderer in den vergangenen zehn Jahren die rumänische Politik geprägt. Ideologisch hat er dagegen einen langen und verschlungenen Weg von links nach rechts hinter sich.

War er unter Nicolae Ceauşescu Mitglied der Kommunistischen Partei, gehörte er nach dessen Sturz dem reformorientierten Flügel der postkommunistischen „Front der Nationalen Rettung“ an, der eine sozialdemokratisch orientierte Ausrichtung der Partei anstrebte. Seit 2001 war Basescu Vorsitzender der Demokratischen Partei, die er von einer sozialdemokratischen Kraft zu einer konservativen Partei umformte; aus dieser und der Verschmelzung mit anderen Parteien entstand schließlich die Liberal-Demokratische Partei (PD-L), Basescus heutige politische Heimat. Basescu, der von 2000 bis 2004 Bürgermeister von Bukarest war, wirkt teilweise erratisch und autoritär; auch vor nationalistisch-undemokratischen Tönen schreckt er nicht zurück: So verteidigte er etwa den rumänischen Diktator Ion Antonescu.

Tochter sitzt im Europaparlament

Als Präsident hat Basescu den Rumänen versprochen, dass er für das Volk den Staat zurückerobern und entschlossen gegen Korruption und Vetternwirtschaft vorgehen werde. Den Vorwurf des Nepotismus musste er sich allerdings selbst auch schon gefallen lassen: Basescus Tochter Elena, früher Vorsitzende des Jugendverbandes der PD-L und Model, sitzt seit zwei Jahren im Europaparlament. Basescu soll Druck auf lokale Wahlbüros ausgeübt haben, damit das Töchterchen auch genügend Stimmen einheimst. som

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Mircea Geoana: „Das Schengen-Regime stößt an seine Grenzen“

Rumäniens Senatspräsident, Mircea Geoana, sieht in einem partiellen, auf die Flughäfen beschränkten Beitritt seines Landes zur Schengen-Zone einen eleganten Ausweg aus der hitzigen Beitrittsdebatte.
Außenpolitik

An der künftigen Schengen-Grenze: Kaum „spektakuläre Fälle“

Rumänien will unbedingt noch in diesem Jahr Mitglied im Schengen-Klub werden. Der Kampf um die Kontrolle der EU-Außengrenze ist für die Regierung in Bukarest zur nationalen Causa geworden.
Umwelt

Die Windkraftpioniere der Dobrudscha-Ebene

An der rumänischen Schwarzmeerküste errichten internationale Unternehmen Windparks im großen Stil. Bis 2020 will Rumänien ein Viertel seines Energieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen beziehen.
International

Wie die große Finanzkrise nach Rumänien kam

Hintergrund. Anfang 2009 musste das Land mit einer Milliardengeldspritze von EU, IWF und Weltbank gerettet werden. Zum Verhängnis wurde Rumänien nicht der Finanzsektor, sondern der Fehlbetrag in der Leistungsbilanz.
International

Rumänien kommt „langsam aus dem Dunkel“

Die Krise hat das Land hart getroffen. Für österreichische Firmen gibt es aber nach wie vor Potenzial. Der Ausblick für das heurige Jahr ist stabil, an frühere Wachstumsraten wird das Land nicht herankommen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.