Madrid: Papstvisite im Schatten der Gewalt

Papst Madrid Gewalt
Papst Madrid Gewalt(c) EPA (Javier Lizon)
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Ein angekündigter Giftgasanschlag und gewaltsame Proteste überschatten den Besuch des Papstes beim Weltjugendtag in Spanien. Benedikt XVI. kam mit einer wirtschaftskritischen Aussage den Demonstranten entgegen.

Unter denkbar ungünstigen Vorzeichen ist der Papst am Donnerstag in Madrid gelandet: Ein angekündigter Giftgasanschlag auf Papstkritiker und gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei überschatten den Beginn der viertägigen Visite von Benedikt XVI. in Spanien.

Dabei ist der Papst noch vor der Landung mit einer wirtschaftskritischen Aussagen einen Schritt auf die jungen Demonstranten auf der Puerta del Sol zugegangen: "Die Wirtschaft kann nicht als selbstregulierte Wirtschaft funktionieren." Der Mensch und nicht der Profit müsse im Mittelpunkt der Wirtschaft stehen. Er beklagte die hohe Jugendarbeitslosigkeit und die große Zahl drogenabhängiger Jugendlicher. Zudem würden "nicht wenige" junge Christen wegen ihres Glaubens diskriminiert. Die Katholiken seien für Spanien als "aufrechte, solidarische und gütige Menschen" ein Schatz, den zu pflegen sich für Staat und Gesellschaft lohne.

Der Papst rief die jungen Katholiken auf, fest im Glauben zu bleiben und die Herausforderungen der Gegenwart anzunehmen. In einer Welt der Gewalt, der Umweltzerstörung, hoher Jugendarbeitslosigkeit und der Christenverfolgung "nehme nichts und niemand euch den Frieden, schämt euch nicht des Herrn", rief Benedikt aus. Die jungen Leute erlebten heutzutage, dass Oberflächlichkeit, Konsumdenken und Hedonismus vorherrschten. "Sie nehmen eine große Banalität im Umgang mit der Sexualität, großen Mangel an Solidarität und viel Korruption wahr."

Fahnen zur Begrüßung des Papstes

Der Papst war zu Mittag in Madrid eingetroffen. Am Flughafen Barajas wurde er von König Juan Carlos und Königin Sofia sowie dem Erzbischof von Madrid, Kardinal Antonio Maria Rouco Varela, empfangen. Am Rollfeld fanden sich neben Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero und weiteren Politikern auch etwa 30 spanische Kardinäle und Bischöfe sowie mehrere Hundert Gläubige ein. Anschließend machte er sich im Papamobil auf den Weg ins Zentrum der spanischen Hauptstadt. Pilger aus der ganzen Welt schwenkten zur Begrüßung bunte Fahnen.

Für den Abend ist eine Zeremonie auf der zentralen Plaza de Cibeles geplant, zu der zahlreiche Gläubige erwartet wurden. Der 84-Jährige wird sich vier Tage in Madrid aufhalten. Höhepunkt seines Besuchs sind ein Kreuzweg am Freitag, eine Abendandacht auf der Luftwaffen-Basis Cuatro Vientos vor den Toren Madrids am Samstag und der Abschlussgottesdienst am Sonntagmorgen.

Anschlagsplan als "schlechter Scherz"

Am Abend vor der Landung des Papstes wurden bei Auseinandersetzungen zwischen Papst-Gegnern und der Polizei elf Menschen verletzt. Nach Polizeiangaben hatten sich rund 4000 Demonstranten unter einem Spruchband mit der Aufschrift "Von meinen Steuern keinen Cent für den Papst" versammelt und waren dann zum Platz Puerta del Sol gezogen.

Im Vorfeld hatte die Verhaftung eines 24-jährigen Chemiestudenten aus Mexiko für Aufregung gesorgt, der im Internet einen Giftgasanschlag auf die Demo angedroht hatte. Am Donnerstag wurde er auf freien Fuß gesetzt, muss aber seinen Pass abgeben und sich zweimal täglich bei der Polizei melden. Einen Anschlag mit Giftgas habe der 24-Jährige nicht verüben können, weil er nicht über die notwendigen Chemikalien verfügt habe, sagte die Staatsanwaltschaft zu dem "schlechten Scherz".

(Ag.)

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