Assad
Ein Diktator vor dem Ende?

Für den syrischen Diktator Bashar al-Assad wird es eng. Seit fast zwölf Jahren hält er brutal an der Macht fest, lässt sein eigenes Volk immer wieder beschießen. Doch seit Monaten schlagen die Rebellen zurück: Immer weiter dringen sie in die Hauptstadt Damaskus ein. Ein Blick auf das Leben des Mannes, für den die Rolle des Herrschers eigentlich nicht vorgesehen war.
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Die Kindheit von Bashar al-Assad war geprägt von der Karriere seines Vaters, Hafez al-Assad. Ein Jahr nach der Geburt seines zweiten Sohnes wurde dieser - nach einem Putsch - Minister, 1970 dann Präsident. In dreißig Jahren Diktatur formte der Vater Syrien zu einem harten Polizeistaat. Im Bild: Hafez al-Assad winkt seinen Anhängern.
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Da der älteste Sohn bei einem Autounfall ums Leben kam, kam Bashar zum Zug. Der 1965 geborene Augenarzt galt als Computerfreak. Nach seinem Studium ging er 1992 ans Saint Mary's Hospital in London, wo er seine Frau Asma kennenlernte. Politische Ambitionen ließ er in der Zeit nicht erkennen. Doch 1994 rief sein Vater nach ihm. Und im Juli 2000, kurz nach dessen Tod, wurde der damals 34-Jährige mit 97,29 Prozent der Stimmen zum Staatschef gekürt.
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Der Westen sah Assads Aufstieg wohlwollend, galt er doch als Modernisierer. Assad versprach eine Reform des überdimensionierten Wirtschaftssystems, mehr Transparenz des Staates und eine Erhöhung des Lebensstandards. Doch dann entwickelte sich Assad zum "neuen Lieblingsfeind" der USA. (Im Bild der Präsident (rechts) mit mit Verteidigungsminister Ali Habib und General Daoud Rajha)
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Nach dem Bombenattentat 2005 auf Rafik Hariri, dem Ex-Premier des Libanon, war Syrien international isoliert. In den vergangenen drei Jahren war Assad auf der internationalen Bühne dann wieder hoffähig. Staatsgäste aus den USA und Europa suchten den Kontakt - auch wenn das Regime an seiner direkten Unterstützung für Hisbollah und Hamas und seiner Achse mit dem Iran festhielt. Im Bild: Präsident Heinz Fischer mit dem Ehepaar Assad.
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Dann eine scheinbare Öffnung: Der alte Sowjet-Muff ist verflogen, schicke Lokale, Boutiquen und feine Hotels schmücken Damaskus. Assad ließ fremde Banken und Importe herein, erlaubte private Unis und Wohnungsbau, ohne das Land politisch zu öffnen. Der Geheimdienst blieb allgegenwärtig.
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Und Assad regierte mit eiserner Hand: Jede Kritik am Regime wurde verfolgt, das Internet zensiert, eine freie Presse existiert nicht. Kritik an der Korruption führt wieder ins Gefängnis – genauso wie Murren über die wachsende Armut unter den 20 Millionen Einwohnern. Aus den anfänglichem Jammern wurde ein Volksaufstand.Im Bild: Proteste im Juli 2011.
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Zu Beginn hatte Assad die Lage scheinbar unter Kontrolle. Gab es größere Zusammenrottungen, ließ er wie zuvor Muammar al-Gaddafi in Libyen sofort schießen. Der Karfreitag des Jahres 2011 galt als besonders düster: Bei Großprotesten in vielen Städten, darunter Damaskus, Homs und Latakia, feuerten Scharf- und Heckenschützen in die Menge. Etwa hundert Menschen starben, hunderte wurden verletzt. Die Schützen waren laut Staatsmedien „unidentifizierte Bewaffnete“ – die Opposition ist sich aber sicher, dass es Geheimdienstagenten waren.
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Assad gehört zur religiösen Minderheit der Alawiten - und brandmarkte die Proteste der Regimegegner als Versuch radikaler Sunniten dar, Zwietracht zwischen den Religionsgruppen zu säen.
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Schätzungen zufolge haben syrische Sicherheitskräfte bei der Niederschlagung der Proteste bisher mehr als 60.000 Zivilisten getötet. Die Opposition setzt die Zahl noch weit höher an. Assad ließ zuletzt sogar aus Kriegsschiffen gegen Demonstranten schießen. Doch weder Gewalt noch Reformversprechen hielten die Syrer davon ab, auf die Straße zu gehen.
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Während in Syrien eine Massenflucht in den Libanon und die Türkei einsetzt, herrscht im UN-Sicherheitsrat Uneinigkeit über das gemeinsame Vorgehen in dem Konflikt. So ließen Russland und China im Juli 2012 zum dritten Mal eine Resolution platzen. Diese sah einen Umbau der militärischen Beobachtertruppe hin zu einer zivileren Mission sowie die Drohung mit Wirtschaftssanktionen vor – Moskau lehnt dies ab.
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Aus den anfänglich friedlichen Protesten ist ein blutiger Kampf geworden: Seinen bisherigen Höhepunkt erreichte er am 18. Juli 2012. Bei einem Bombenanschlag in Damaskus - zu dem sich die "Freie Syrische Armee", bestehend aus Rebellen, bekannte - starben mehrere Regierungsmitglieder, darunter Verteidigungsminister Daoud Rajha und der Vize-Kommandant der Streitkräfte und Schwager von Assad, Assef Shawkat.
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Am 6. Jänner stellte sich Assad nach Monaten wieder der Öffentlichkeit. In einer TV-Ansprache nannte er die Oppositionellen "Killer". "Es ist ein Konflikt zwischen dem Volk auf der einen Seite und Killern und Kriminellen auf der anderen Seite." Weiters rief er zur vollständigen nationalen Mobilisierung auf, um den Aufstand gegen ihn niederzuschlagen. Einen Dialog mit einer "Marionette des Westens" werde es nicht geben.
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Auch wenn sein Aufenthaltsort bis zuletzt geheim blieb, schon jetzt steht fest, wie sich große Teile des syrischen Volks Assads Ende wünschen: Am Galgen. Im Bild: Plakat mit (v.r.n.l.) Ägyptens Ex-Herrscher Mubarak, sein Sohn Gamal, der jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh und Libyens Machthaber Gaddafi sowie Assad in Gefängniskleidung am Galgen.
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