Papst will „Radikalität gegen die Gottesfinsternis“

(c) EPA (CLAUDIO ONORATI)
  • Drucken

Papst Benedikt XVI wird beim Weltjugendtag in Madrid bejubelt. Der Papst will „festere Wurzeln in Christus“ und weniger Markt in der Wissenschaft. Unterdessen ist es erneut zu Auseinandersetzungen gekommen.

Madrid/AG. Vor dem Hintergrund massiver Proteste hat Papst Benedikt XVI. am Freitag seinen Besuch des Weltjugendtags in Madrid fortgesetzt – und wurde von den teilnehmenden Massen bejubelt. Jugendliche aus 15 Ländern trugen am Freitagabend im Zentrum der spanischen Hauptstadt ein Kreuz vorbei an 14 Stationen, an denen an die Leiden von Jesus Christus und die "Sünden der Menschheit" erinnert wurde. Währenddessen demonstrierten wieder tausende Menschen gegen die Kosten des Papstbesuchs.

Bei einem Besuch junger Nonnen im Kloster El Escorial im Nordwesten Madrids rief er alle Geistlichen zu einer „radikalen Antwort“ auf die „Gottesfinsternis“ in der heutigen Welt auf. „Angesichts des Relativismus und der Mittelmäßigkeit erhebt sich die Notwendigkeit der Radikalität“, sagte er. Eine auf das Evangelium zurückgehende Radikalität bestehe darin, „in Christus verwurzelt und fest im Glauben zu bleiben“. Der Begegnung mit Christus komme große Bedeutung zu, da viele Menschen heute das Christentum ablehnten.


Vor jungen Professoren warnte der Papst später, Hochschulen, wo man doch „die Wahrheit über den Menschen“ suche, allein den Normen des Marktes und der Nützlichkeit zu unterwerfen. Er warnte vor der Gefahr einer Wissenschaft, die sich nur nach der Nachfrage des Arbeitsmarktes richte: Seien nur Nützlichkeit und Pragmatismus die Hauptkriterien, könnten „die Verluste dramatisch sein“.

Treffen mit Zapatero und König

Seinen zweiten Besuchstag hatte der deutsche Papst mit einem Besuch bei der spanischen Königsfamilie im Zarzuela-Palast begonnen. Ein gesundheitlich etwas angeschlagener König Juan Carlos (73), Königin Sofía (72) sowie Kronprinz Felipe, seine Gemahlin Letizia und die älteste Königstochter Elena empfingen Benedikt. Offizielle Reden gab es nicht.

Nach einem Mittagessen mit einem Dutzend junger Leute stand am frühen Abend eine Zusammenkunft des Papstes mit dem sozialistischen Premier José Zapatero am Programm. Gemeinsam haben sie die internationale Gemeinschaft zur stärkeren Hilfe bei der Hungersnot in Afrika aufgerufen, wie "Kathpress" meldet. Der Madrider Weltjugendtag endet am Sonntag mit einer großen Messe.

Demonstranten verletzt

In Madrid war es in der Nacht auf Freitag erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Papstgegnern und der Polizei gekommen, vier Personen wurden verletzt. Polizisten gingen mit Schlagstöcken gegen Demonstranten vor. Als Hauptgrund für ihren Groll gaben die Antipapisten die Kosten (50 Millionen Euro) des Jugendtreffens an – dafür kommen aber die hunderttausenden Teilnehmer selbst durch ihre Eintrittsgelder sowie Sponsoren aus der Wirtschaft auf.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Unwetter: Sieben Verletzte bei Papst-Ansprache
Religion

Unwetter: Sieben Verletzte bei Papst-Ansprache

Während einer Gebetswache in Madrid knickte ein Lichtmast wegen eines Sturms ein und fiel auf Zelte. Knochenbrüche und Prellungen waren die Folge.
Papst Madrid Proteste
Religion

Papst in Madrid: Neue Proteste und Zusammenstöße

Mit Schlagstöcken hat die Polizei eine Demo aufgelöst, vier Personen wurden verletzt. Der Papst geht mit Worten auf die Jugendlichen zu und warnt vor den "Launen des Augenblicks".
Religion

Papst in Madrid: "Wir wollen Jobs, keine Kruzifixe"

Bei seiner Ankunft am Weltjugendtag in Madrid sprach Papst Benedikt XVI. vom harten Los der Jugendlichen. Die Proteste gegen ihn dauern indessen an. Sie richten sich vor allem gegen die Kosten des Festivals.
Leitartikel

Die katholische Kirche ist nicht (mehr) von dieser Welt

Gewalttätige Proteste gegen den Papst in Madrid, Großdemo demnächst in Berlin, Aufruf zum Ungehorsam in Wien: Rom hat sich den Widerstand hart erarbeitet.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.