Telekom-Kursaffäre: Ex-Vorstand soll gestanden haben

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TelekomKursaffaere Gestaendnis ExVorstandREUTERS/Heinz-Peter Bader
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Der früherer Telekom-Manager Schieszler soll schon vor Wochen die Kursmanipulation gestanden haben. Er belastet die Ex-Vorstände Sundt, Colombo und Fischer schwer, berichtet das "profil".

In der Kursaffäre der börsenotierten Telekom Austria werden immer mehr Details bekannt. Der frühere Vize-Finanzvorstand Gernot Schieszler soll gegenüber der Staatsanwaltschaft Wien bereits vor Wochen ein umfassendes Geständnis abgelegt haben, berichtet das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe laut Vorabmeldung und beruft sich dabei auf Justizkreise.

Nemsic offenbar nicht direkt involviert

Demnach habe Schieszler seine Verwicklung in die Manipulation des Aktienkurses 2004 zugegeben, gleichzeitig aber drei der vier früheren Vorstände, Heinz Sundt, Stefano Colombo und Rudolf Fischer schwer belastet. Einzig Ex-TA-Boss Boris Nemsic soll nicht direkt involviert gewesen sein.

Schieszler hätte demnach im Auftrag des Vorstands bereits Wochen vor dem Stichtag für den Aktienoptionsplan erstmals Kontakt zu Broker Johann Wanovits aufgenommen, heißt es in dem Bericht. Am Stichtag selbst, dem 26. Februar 2004, sollen Colombo und Fischer ihn in einer Telefonkonferenz dazu gedrängt haben, Wanovits mit der Manipulation des Aktienkurses zu beauftragen, was dieser auch getan habe.

Eine Million Euro für Wanovits?

Wanovits soll laut Schieszler dafür eine "Risikoprämie" in Höhe von zwei Millionen Euro verlangt haben; schlussendlich habe er dann eine Millionen Euro in bar bekommen, so Schieszler laut Bericht. Der frühere Manager Schieszler will dabei selbst als Geldbote fungiert haben. Um die Geldflüsse zu verschleiern, sollen mit Wissen und Einverständnis von Fischer und Colombo Scheinaufträge an den Lobbyisten Peter Hochegger vergeben worden sein, heißt es weiter.

Broker-Entlohnung via Hochegger

Schieszler habe gegenüber der Justiz zugeben müssen, dass auch die Entlohnung von Broker Johann Wanovits über seinen Schreibtisch lief, allerdings in enger Absprache mit Rudolf Fischer und Stefano Colombo, berichtet das "profil" weiter. Gelaufen sei das ganze über den Lobbyisten Peter Hochegger. Wenige Wochen nach der Kursmanipulation im Februar 2004 habe die Telekom Hochegger beauftragt, eine "Marktstudie Mittel- und Osteuropa" zu erstellen - Auftragswert: 1,1 Millionen Euro. Schieszler zufolge hat jedoch die Telekom selbst - die laut "profil" "durchaus umfangreiche" - Studie produziert. Hocheggers einzige Leistung soll darin bestanden haben, die Dokumentation auf seinem Briefpapier auszudrucken und an die Telekom zurückzuschicken, so wie hochoffiziell vom früheren Einkaufsleiter übernommen worden sei.

Daraufhin, so Schieszler, habe die Telekom die vereinbarten 1,1 Millionen Euro an Hochegger überwiesen. Dieser soll das Geld dann bar behoben und wieder an Schieszler übergeben haben, allerdings mit hohen Abschlägen. Der frühere Telekom-Mananger behauptet laut "profil", Hochegger hätte gleich einmal 50 Prozent der Summe als Ausschüttung versteuert - gesetzlich vorgeschrieben sind laut Magazin nur 43,75 Prozent - und sich von der verbleibendenden Nettosumme auch noch eine "Provision" von zehn Prozent einbehalten.

Unterm Strich will Schieszler einen Betrag von knapp 500.000 Euro von Hochegger zurückerhalten und diesen Wanovits anschließend auf offener Straße persönlich übergeben haben. Den Rest soll Wanovits von der Telekom in mehreren Teilbeträgen zwischen 2005 und 2008 erhalten haben, so das "profil".

Telekom will Schadenersatz

Der überraschende Kurssprung der Telekom-Aktie im Februar 2004 hat rund 100 Managern Boni von neun Millionen Euro beschert. Der jetzige Telekom-Chef Hannes Ametsreiter, damals Marketingleiter, hat bei der Halbjahrespressekonferenz Mitte der Woche angekündigt, sich das Geld via Schadenersatzklage von Schieszler, Fischer und dem ehemaligen Geschäftskundenleiter Josef Trimmel zurückholen zu wollen. Anzeigen gegen Sundt und Colombo würden geprüft. Der heutige Vorstand habe mit den "Malversationen" nichts zu tun, versicherte Ametsreiter.

(APA)

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