Sommerschlussverkauf mit dem Bankenzinsluder

Sommerschlussverkauf Bankenzinsluder
Sommerschlussverkauf Bankenzinsluder(c) Www.BilderBox.com
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Das Schöne an Sprache ist ihre Entwicklungsfähigkeit.

Tag für Tag entstehen neue Worte und Begriffe, die unseren Wortschatz bereichern. Wenn etwa die deutsche Bundeskanzlerin im Zusammenhang mit diversen wirtschaftspolitischen Maßnahmen plötzlich zum Bankenzinsluder anagrammiert wird, entbehrt das nicht einer gewissen Komik. So wie auch die auf die Plünderungen in London anspielende Redewendung vom britischen Sommerschlussverkauf. Und auch jene Wortkreation, die in Zusammenhang mit betrügerischen Smartphone-Apps in Umlauf gebracht wurde, erfreut des Logophilen Herz: die App-Zocke.

Selbst bestimmte Momente haben schon ihre eigene Bezeichnung. Etwa jener Moment, in dem gerade etwas unglaublich Spannendes, Verrücktes oder Kurioses passiert – und man wünscht, man hätte gerade eine Videokamera dabei gehabt. Hier spricht man vom sogenannten YouTube-Moment. Das Einzelbildäquivalent dazu ist übrigens der Kodak-Moment, auch wenn dieser Begriff heute nicht mehr so geläufig ist.

Für viele Momente hat sich bis dato allerdings noch kein Begriff durchgesetzt. Wenn etwa zwei Menschen aufeinander zugehen, beide in die gleiche Richtung ausweichen wollen, das bemerken und – wieder beide gleichzeitig – in die andere Richtung abdrehen, was in einer bizarren und mehrfachen Links-Rechts-Choreografie endet. Bis schließlich genau der Moment einsetzt, in dem beide realisieren, dass sie so nicht weiterkommen, stehen bleiben – und ohne größeres Aufsehen aneinander vorbeigehen. Wie könnte man diesen Moment nennen? Vorschläge?

Und auch für einen weiteren Moment gibt es bisher noch keinen Namen: Wie könnte man in einem Wort das Gefühl ausdrücken, wenn man sich auf der Toilette setzen möchte – und im Hocken plötzlich bemerkt, dass die Klobrille nicht auf der Muschel liegt?

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2011)

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