VKI beweist: Privat Versicherte warten kürzer

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Konsumentenschützer haben 29 Spitäler getestet. In 18 davon gibt es „deutlich“ kürzere Wartezeiten bei OPs für Klassepatienten. Besonders auffällig erschien das Angebot des Wiener Donauspitals.

Wien/Apa/Gr. Privat Versicherte werden schneller gesund. Viel schneller sogar, hat der Verein für Konsumenteninformation (VKI) jetzt nachgewiesen: Bis zu 20 Wochen kann sich beim Warten auf einen Operationstermin wegen „Grauen Stars“ ersparen, wer für seine Gesundheit privat Geld in die Hand nimmt.

29 österreichische Spitäler hat der VKI in den vergangenen Wochen ins Visier genommen und befragt, wie lange die Wartezeit für eine „Kataraktoperation“ (ein Standardeingriff, bei dem die durch den „Grauen Star“ getrübte Linse durch eine künstliche ersetzt wird) wäre – und ob sie sich mit einer Privatversicherung verkürzen werde.

SMZ-Ost: Privat beim Primar

Einerseits musste der VKI feststellen, dass die Wartezeiten von Bundesland zu Bundesland höchst unterschiedlich sind: Während Patienten der Innsbrucker Augenklinik vier bis sieben Monate lang warten müssen, werden ihnen am LKH Graz drei bis sechs Monate zugemutet. Die längsten Wartezeiten ergaben sich mit bis zu 40 Wochen im Klinikum Klagenfurt, dem Landesklinikum Wiener Neustadt, dem Krankenhaus Zams und bei den Barmherzigen Brüdern Wien.

Letztere würden Privatversicherten aber auch den stärksten „Nachlass“ gewähren, so der VKI: Bis zu 20 Monate geht es dort schneller – im Wiener Donauspital, am LKH Innsbruck und im Landesklinikum Waidhofen erspart man sich durch eine Privatversicherung immerhin 16 Wochen.

Insgesamt boten 18 der 29 getesteten Spitäler eine „deutliche Verkürzung“ der Wartezeit an, als die VKI-„Patienten“ anmerkten, sie hätten eine Privatversicherung. Vier davon hätten angekündigt, dass sich die Wartezeit ganz besonders verkürzen würde, wenn der Patient zuvor die Privatordination des Primararztes besuchte – gegen privat zu begleichende Kosten.

Besonders auffällig erschien den Konsumentenschützern das Angebot des Wiener Donauspitals: Dort offerierte der Primar, der neben seiner Tätigkeit im KAV-Spital noch eine private Augenklinik betreibt, dass sich Patienten mit Zusatzversicherung jederzeit in seinem Privatspital operieren lassen könnten – ohne jegliche Wartezeit. Rechtlich sei das zwar korrekt, so der VKI, dem Spital würden so aber die von der Zusatzversicherung geleisteten Zahlungen verloren gehen.

„Es gibt keine gesetzliche Regelung, dass Patienten mit Privatversicherung nicht bessergestellt werden dürfen als Kranke ohne Zusatzversicherung“, sagt Bärbel Klepp, VKI-Projektleiterin für Gesundheitsthemen. Sie fordert die Einführung eines bundesweiten, öffentlich einsehbaren transparenten Wartezeiten-Managements.

In diese Richtung gehen auch die Ambitionen von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), der die vom VKI aufgedeckten Missstände gegenüber Ö1 gestern als „Sauerei“ bezeichnete. „Die Menschen müssten gleichen Zugang zur Medizin haben, Punkt, aus“, so Stöger: Im Mai hat das Parlament ein Gesetz beschlossen, das Spitäler verpflichtet, Wartezeiten offenzulegen. Der Vergleich wird allerdings nur innerhalb der Bundesländer, die für die Spitalsverwaltung zuständig sind, erfolgen – Letztere müssen jetzt bis Jahresende entsprechende Datenbanken umsetzen.

1,1 Millionen sind privat versichert

Rund 1,1 Millionen Österreicher haben eine private Krankenversicherung und haben dafür im Vorjahr 1,64 Milliarden Euro an Prämien bezahlt – durchschnittlich also 124 Euro monatlich pro Versichertem. Knapp 250 Millionen Euro aus den Versicherungsleistungen fließen jährlich ins Budget der Spitäler.

Vertraglich gewährleistet werden den Patienten aber nur bessere („Klasse“-)Zimmer im Spital sowie die freie Wahl des Arztes. Über Letztere können Privatversicherte aber auch die Leistungen von Spitalsärzten in Anspruch nehmen, die derart „aufgebesserte“ Patienten schneller behandeln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2011)

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