Moody's senkt Daumen über Japan

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Die Ratingagentur Moody's senkt die Bonität Japans um eine Stufe auf Aa3. Auch Banken wurden herabgestuft. Die Investoren zeigten sich wenig überrascht. Es ist die erste Herabstufung Japans seit neun Jahren.

Wien/Ag./Weber. Schlechte Nachrichten für das krisengeschüttelte Japan: Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit des Landes um eine Stufe von „Aa2“ auf „Aa3“ gesenkt. Es ist die erste Herabstufung Japans seit neun Jahren. Die Bestnote AAA hatte das Land bereits 1988 verloren. Der Ausblick für die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt sei stabil, teilte Moody's mit. Damit ist nicht zu erwarten, dass Japan in nächster Zeit weiter herabgestuft wird.

Der Grund für die Herabstufung seien die steigenden Staatsschulden seit der globalen Rezession im Jahr 2009 und das hohe Haushaltsdefizit. Der Wachstumseinbruch in den frühen Neunzigerjahren habe zu der mit Abstand höchsten Staatsverschuldung unter den entwickelten Industrienationen geführt, so Moody's in einer Mitteilung. Japan ist laut Daten der OECD mit mehr als 200 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts verschuldet. Bis 2015 dürfte das Defizit zudem nicht unter sieben Prozent sinken.

Erdbeben verzögert Erholung

Die politische Instabilität habe es dem Land schwer gemacht, eine langfristige Strategie gegen die Staatsschulden zu finden. Das Erdbeben und der Tsunami vom 11. März dieses Jahres hätten die Erholung von der Finanzkrise zusätzlich erschwert. Die Naturkatastrophe werde es der Regierung schwer machen, unter der jährlichen Defizitgrenze zu bleiben, obwohl sie sich zuletzt noch zu diesem Ziel bekannt habe.

Moody's stufte auch eine Reihe von japanischen Banken um eine Note herab. Dahinter steht die Sorge, dass die schwachen Staatsfinanzen die Möglichkeiten der Regierung schmälern, den Kreditinstituten im Krisenfall unter die Arme greifen zu können. Für die Aktien der Geldhäuser ging es daraufhin bergab. Ansonsten reagierte die Börse in Tokio mit überschaubaren Kursverlusten. Am Ende lag der Nikkei-Index mit 1,07 Prozent im Minus. Der Yen tendierte nahezu unverändert.

Anleiheinvestoren schien die Herabstufung indes kaum zu überraschen. Die Kurse der japanischen Staatsanleihen blieben nahezu unverändert. Nach wie vor wird ein Großteil der japanischen Staatsschulden von Inländern gehalten. Die Beliebtheit der Staatsanleihen bei den Bürgern ermöglicht es Japan, sich zu den weltweit niedrigsten Zinsen zu verschulden. Dies sei einer der Gründe für den stabilen Ausblick, so Moody's.

Hilfe für Exportwirtschaft

Trotz der vielen Schwierigkeiten, mit denen Japans Wirtschaft kämpft, wird die Landeswährung, der Yen, immer noch als Fluchtwährung betrachtet. Seit dem Erdbeben im März kletterte er gegenüber dem Dollar zeitweise auf den höchsten Stand seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Dies macht der Exportwirtschaft zu schaffen. Der japanische Finanzminister, Yoshihiko Noda, kündigte nur wenige Stunden nach der Herabstufung durch Moody's ein 100 Mrd. Dollar (70 Mrd. Euro) schweres Hilfspaket für die Exportwirtschaft an. Mit dem Geld sollen Investitionen heimischer Unternehmen im Ausland angeregt werden.

Nach Einschätzung von Aberdeen Asset Management Plc sollte Deutschland die Herabstufung Japans als Warnung auffassen. Beide Länder verfügen über eine rasant alternde Bevölkerung. Der Fondsmanager Anthony Michael erklärte, eine Herabstufung Deutschlands sei schon innerhalb der kommenden drei Monate denkbar. Auch ein Downgrade Frankreichs und Italiens bis zum Jahresende sei „nicht unmöglich“, erklärte Michael.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2011)

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