Tage der großen Worte: Konferenz gegen Hungerkrise

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Mit einer Geberkonferenz in Äthiopien will die Afrikanische Union der Kritik begegnen, dass Afrika selbst zu wenig unternehme. Zwölf Millionen Menschen trifft die Dürre- und Hungerkatastrophe in Ostafrika.

Wien. Die große Geberkonferenz in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, die gestern begann, war als starkes Zeichen der afrikanischen Staaten gedacht: Afrikanische Staats- und Regierungschefs sollten sich einfinden und gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft und Hilfsorganisationen über eine Strategie aus der derzeitigen Dürre- und Hungerkatastrophe am Horn von Afrika beratschlagen.

Und: Jede Menge Geld sollte gesammelt werden, um den hungernden Menschen in Somalia, Kenia, Äthiopien, Uganda und Djibouti helfen zu können. Insgesamt werden rund 2,4 Milliarden US-Dollar benötigt, um die Betroffenen versorgen zu können. Mindestens zwölf Millionen Menschen trifft die verheerende Dürre- und Hungerkatastrophe in Ostafrika. Viele von ihnen zieht es auf der Suche nach Nahrung in die großen Flüchtlingslager in Kenia und Äthiopien.

Bisher hat die internationale Staatengemeinschaft Hilfe in der Höhe von etwa 1,3 Milliarden Dollar bereitgestellt – 42 Prozent der veranschlagten Gesamtsumme. Unter anderem hat die Organisation der Islamischen Konferenz – ein Zusammenschluss von 57 islamischen Staaten unter derzeitigem türkischem Vorsitz – kürzlich 242 Mio. Dollar in Aussicht gestellt.

„Big Player“ am Zug

Immer wieder ist Kritik an den afrikanischen Ländern laut geworden, weil die sich bisher mit ihren Geldzusagen zurückgehalten haben. Mit der Konferenz in Addis Abeba wollte die Afrikanische Union ein Zeichen setzen. Allerdings hatten sich außer den Staats- und Regierungschef der von der Dürrekatastrophe am schwersten betroffen Staaten Somalia, Äthiopien und Djibouti kaum andere Regierungschefs zu der mehrmals verschobenen Konferenz nach Addis Abeba verirrt.

Heute sei der Kontinent in der Lage, sich auch selbst zu helfen, sagte der Afrika-Direktor der internationalen Hilfsorganisation „Oxfam“, Irungo Houghton, in einem Interview. Er will die afrikanischen Staaten zu mehr Engagement bringen. „Wir sind nicht mehr hilf- und mittellos“, sagt Houghton. Er appelliert vor allem an die „Big 5“ der afrikanischen Staatengemeinschaft: Algerien, Nigeria, Libyen, Südafrika und Ägypten. Mit einem Spendenfluss aus Libyen ist aber aufgrund des derzeitigen Bürgerkriegs wohl kaum zu rechnen; Nigeria hält sich bisher zurück. Die übrigen drei Staaten haben bereits ihre Zusagen gemacht.

Wann ist das Geld am Konto?

Bis versprochene Gelder aber auf den Konten der UN-Organisationen landen, verstreicht meist viel Zeit. In diesem Zusammenhang warnte vor Kurzem der deutsche Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) vor einem „Wettlauf der großen Summen“. Denn nach den großen Ankündigungen müsse das Geld auch „zielgerichtet bei den Menschen ankommen“.

Im Falle Haitis etwa sagte nach dem schlimmen Beben vom Jänner 2010 die internationale Staatengemeinschaft der UNO Spenden in Milliardenhöhe zu: Davon waren aber ein Jahr nach dem Beben nicht einmal zwei Drittel auf den Konten der UN-Organisationen eingetroffen.

Österreich hat übrigens in der ersten Ministerratssitzung nach der Sommerpause die Afrika-Hilfe Anfang dieser Woche auf 1,5 Millionen Euro aufgestockt. Deutschland macht insgesamt 151 Mio. locker, Großbritannien 56 Millionen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2011)

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