Die Bankenaufsicht EBA fordert laut einem Zeitungsbericht, angeschlagene Geldinstitute direkt mit Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm zu stützen.
Die europäische Bankenaufsicht EBA ist offenbar in großer Sorge über die knappe Kapitalausstattung europäischer Banken. Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" fordert EBA-Leiter Andrea Enria in einem Brief an den Rat der europäischen Finanz- und Wirtschaftsminister, dass der Euro-Rettungsschirm EFSF fortan direkt Geld an Banken geben dürfe, um sie vor Schieflagen zu retten. Enria plane, sein Schreiben noch am Dienstag oder Mittwoch abzuschicken, hieß es.
Der Rettungsfonds würde damit zum Miteigentümer der Geldinsitute. Bisher darf der EFSF nur Geld an einzelne Länder verleihen. Die Staaten können es aber, wie im Fall von Irland, an ihre Finanzinstitute weiterreichen. Die EFSF könnte bei Verwirklichung von Enrias Vorschlag künftig bei Bedarf schneller handeln und damit notleidende Banken mit einem dickeren Kapitalpolster ausstatten.
Auf einer Linie mit Lagarde
Enria liegt mit seinem Vorstoß auf einer Linie mit Christine Lagarde. Die IWF-Direktorin hatte am Wochenende mit ihrer Forderung, Europas Banken dringend mit Milliarden zu versorgen, Aufsehen erregt. Jürgen Stark, EZB-Direktoriumsmitglied, hatte schon im Januar über die Möglichkeit direkter Kapitalspritzen nachgedacht.
Für Beobachter kommt Enrias Brief dennoch überraschend. Schließlich hat die EBA heuer bei einem Stresstest 91 europäische Banken getestet - und kam zum Schluss, dass selbst die durchgefallenen acht Banken nur 2,5 Milliarden zusätzliches Eigenkapital benötigen.
Der europäische Rettungsfonds verfügt über 725 Milliarden Euro von Euro-Ländern, EU-Kommission und IWF. Er soll 2013 auslaufen und von einem ständigen Krisenmechanismus abgelöst werden.
(Ag./Red.)