Der ehemalige burgenländische Militärkommandant Johann Luif wird stellvertretender Chef der Nato-Schutztruppe im Kosovo. SP-Minister Norbert Darabos betonte die Bedeutung der KFOR-Mission.
Am kommenden Montag wird erstmals ein Österreicher stellvertretender Kommandant der Kosovo-Schutztruppe KFOR. Der bisherige burgenländische Militärkommandant Johann Luif (52) ist am Mittwoch von SP-Verteidigungsminister Norbert Darabos in Wien verabschiedet worden. "Die Ereignisse im Nordkosovo vor ein paar Wochen haben gezeigt, wie wichtig diese Friedensmission ist", sagte Darabos mit Blick auf die gewaltsamen Proteste der serbischen Bevölkerung gegen die kosovo-albanischen Behörden.
Wegen der Unruhen musste die KFOR die Kontrolle über die kosovarisch-serbischen Grenzübergänge im Nordkosovo übernehmen. Ihre Truppenstärke wurde aufgestockt, auch 160 österreichische Soldaten wurden zusätzlich in die Region geschickt. Schon davor handelte es sich um den größten österreichischen Auslandseinsatz mit rund 450 Bundesheer-Soldaten.
"Vertrauen ins Österreichische Bundesheer"
KFOR
Luif übernimmt die höchste Mission, die einem Österreicher seit Beginn der KFOR-Mission im Jahr 1999 zugesprochen wurde. "Daran lässt sich klar das große Vertrauen ablesen, dass die internationale Gemeinschaft ins Österreichische Bundesheer hat. Ich bin überzeugt, dass er diese wichtige Aufgabe mit hoher Professionalität erfüllen wird." KFOR-Kommandant ist derzeit der deutsche General Erhard Bühler.
Nach seiner Ernennung im Juni sagte Luif dem ORF-Burgenland, er gehe "mit sehr viel Zuversicht wieder in den Kosovo". Als Hauptaufgabe sieht er, "aus dem Kosovo ein sicheres, stabiles, demokratisches, aber auch ein multiethnisches Land zu machen". Es gehe aber auch darum, die Infrastruktur im Land zu verbessern, etwa durch den Bau von Schulen, Straßen oder Brücken. Dazu kommen unterstützende Maßnahmen rund um die Wahlen, damit die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) "ein sicheres Umfeld hat, um diese Wahlen auch demokratisch abwickeln zu können".
Der Brigadier war zunächst beim Pionierbataillon 2 in Villach tätig. Im Jahr 1998 wechselte er als Hauptreferatsleiter der Rüstungsplanung ins Verteidigungsministeriums. Im Jahr 2000 leitete er das österreichische Kontingent im Kosovo. Danach absolvierte er einen Generalstabskurs in der Schweiz, ehe er im Februar 2003 die Führung des Militärkommandos Burgenland übernahm. Luif ist verheiratet und zweifacher Vater.
Der KFOR-Einsatz von Friedenssoldaten im Kosovo erfolgt unter Leitung der Nato, die den Kosovo in Verantwortungsbereiche teilt. Die rund 450 österreichischen Soldaten sind über den gesamten Kosovo verstreut eingesetzt. Der Großteil der Österreicher ist aber im Camp Casablanca bei Suva Reka stationiert. Österreich ist im Kosovo der größte Truppensteller unter den Nicht-Nato-Staaten.
Mit der Golan-Mission endet einer der wichtigsten Auslandseinsätze des österreichischen Bundesheers. Doch auch abseits der Waffenstillstandslinie zwischen Syrien und Israel ist das Bundesheer dick im "Friedensgeschäft". Seit dem Jahr 1960 nimmt es weltweit an friedenserhaltenden internationalen Einsätzen teil, wenngleich der Fokus in erster Linie auf den Balkan und Nahost gerichtet ist. Insgesamt befinden sich nach aktuellen Zahlen des Ministeriums derzeit mehr als 1240 österreichische Soldaten im Auslandseinsatz. Ein Überblick.
Im Jahr 1973 wurden 720 Mann auf die Golanhöhen geschickt. Zuletzt 378 österreichische Blauhelme als Teil der UNDOF-Truppen am Golan stationiert. Die Alpenrepublik stellte damit das mit Abstand größte Kontingent der 1000 UN-Blauhelme umfassende Mission zur Sicherung der Waffensillstandslinie zwischen Syrien und Israel. Doch wegen der zuletzt eskalierenden Gewalt in der Pufferzone wurden nun alle österreichischen Soldaten abgezogen. Österreichisches Bundesheer
Am stärksten vertreten ist das Bundesheer derzeit im Kosovo, wo das österreichische Kontingent inklusive Verstärkungsbataillon mehr als 350 Soldaten umfasst. Österreich ist damit in der NATO-geführten KFOR-Mission zur Unterstützung des Wiederaufbaus der Region stärkster Truppensteller außerhalb des nordatlantischen Bündnisses. AP (Martin Gnedt)
Österreich ist größter Truppensteller bei der EU-geführten EUFOR/ALTHEA-Mission in Bosnien. Das Bundesheer stellt aktuell 314 Soldaten und den Truppenkommandanten, die eine friedliche Entwicklung in dem Balkanstaat sichern soll. APA (Bundesheer Dragan Tatic)
Im Rahmen der UNIFIL-Mission sind derzeit 160 Soldaten im nördlich von Israel gelegenen Libanon stationiert. Das Bundesheer beteiligt sich seit November 2011 an dem UNO-Einsatz. die rot-weiß-roten Blauhelme kümmern sich vor allem um die Logistik. Der Einsatz in dem Krisenland, das zunehmend in den Sog des Syrien-Bürgerkriegs gerät, umfasst derzeit 12.000 Soldaten aus 35 Staaten. (c) APA (Herbert Pfarrhofer)
An der seit 1948 bestehenden UNO-Friedensmission zur Wahrung des Waffenstillstandes im Nahen Osten (UNTSO), der ältesten UNO-Friedensmission überhaupt, nimmt Österreich aktuell mit fünf Militärbeobachtern teil. (c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
Die jüngste Mission mit roßt-weiß-roter Beteiligung: Österreich hat im März ein Sanitätskontingent mit acht Bundesheer-Soldaten ins westafrikanische Bürgerkriegsland Mali entsendet. Es handelt sich dabei um eine EU-Trainingsmission für die regulären Streitkräfte Malis. Insgesamt beteiligen sich 16 EU-Staaten sowie Norwegen mit insgesamt 500 Mann an dem Einsatz. (c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
Auch in anderen Weltgegenden sind österreichische Soldaten an internationalen Einsätzen beteiligt - wenn auch in weitaus geringerem Umfang. In Afghanistan am Hindukusch sind für gewöhnlich drei österreichische Stabsoffiziere im Hauptquartier in Kabul stationiert.
In Georgien nimmt Österreich derzeit mit fünf Vertretern an der EU-Beobachtermission (EUMM) zur Überwachung teil. Aufgabe ist die Überwachung des georgisch-russischen Waffenstillstandes in der Kaukasusregion. Das österreichische Bundesheer ist aktuell außerdem in Kroatien (1 Soldat), dem Kongo (1) der Westahara (2) und Zypern (5) anzutreffen.Bild: Georgische Soldaten mit der Flagge.