Heuer soll die heimische Wirtschaft aber weiter um drei Prozent wachsen. Auch das IHS hält eine Korrektur nach unten für möglich. Aufschwung der europäischen Wirtschaft sei am Abbrechen.
Alpbach/Hie. Das österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) wird seine Wachstumsprognose für das nächste Jahr nach unten revidieren. Bis jetzt hatte das Wifo ein Wachstum von 1,8 Prozent vorausgesagt. Nun seien allerdings Konsequenzen aus dem neuen Umfeld zu erwarten, sagte Wifo-Chef Karl Aiginger in Alpbach zur APA. Für das laufende Jahr rechnet das Wifo weiterhin mit drei Prozent Wachstum.
Auch das Institut für Höhere Studien (IHS) hält eine Korrektur nach unten für möglich: „Das ist durchaus denkbar“, sagte IHS-Chef Bernhard Felderer in Alpbach zur „Presse“. Für 2011 sieht aber auch Felderer „wenig bis gar keinen Änderungsbedarf“. Die nächste Prognose der Institute ist für September geplant. Eine Rezessionsgefahr für Europa sieht Wifo-Chef Aiginger nicht. Der Aufschwung der europäischen Wirtschaft sei am Abbrechen, Österreich helfe allerdings der sogenannte „Österreich-Bonus“, das seien üblicherweise 0,2 bis 0,5 Prozentpunkte. Er sei heuer sogar stärker denn je. Ab Mitte des nächsten Jahres werde es in Europa wieder nach oben gehen.
Kritik an Eingriffen in die ÖBB
Aiginger warnte anlässlich der Alpbacher Wirtschaftsgespräche auch vor den Folgen von Wettbewerbsdefiziten in Österreich. Das österreichische Modell war bisher zwar erfolgreich, allerdings greife der Staat hierzulande intensiver in die Wirtschaft und Gesellschaft ein als in anderen Ländern. Die Abgabenquote sei höher und die Regulierung enger als bei den Handelspartnern. Die Faktoren der künftigen Wettbewerbsfähigkeit müssten gestärkt werden.
So sei die Ausgabenstruktur in Österreich eher vergangenheitsorientiert, Pensionsleistungen und „Reparaturleistungen“ im Gesundheitssystem seien hoch. Weil Eingriffe in beiden Systemen erst spät stattfänden, seien sie teuer. Im Bildungssystem gebe es „keine Konkurrenz um die besten Köpfe“, sondern eher „eine Selektion durch schlechte Strukturen, lange Studiendauer und hohe Durchfall- und Dropout-Quoten“.
Kritik übte er an den staatspolitischen Eingriffen in die ÖBB: Die Bahn müsse schauen, zum Beispiel größter Betreiber in Zentral- und Osteuropa zu werden. Dazu müssten sie Lizenzen kaufen. „Aber dazu haben sie kein Geld, weil es den politischen Auftrag gibt, Tunnel zu bauen“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2011)