Venedig: Viel Gelächter für Polanski-Film mit Waltz

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Venedig Viel Gelaechter fuer(c) Filmfestspiele Venedig
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Das Kammerspiel "Carnage" mit Christoph Waltz, Kate Winslet, Jodie Foster und John C. Reilly sorgt für Erheiterung. Ein zweiter Österreicher ist im Wettbewerb vertreten.

Entwickelt sich "Carnage" von Roman Polanski zum Favoriten im Wettbewerb um den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen Venedig? Die ersten Reaktionen legen diesen Schluss jedenfalls nahe: Bei der Pressevorführung des Wettbewerbsfilms am Donnerstagvormittag gab es viel Gelächter, Szenenapplaus und starken Beifall. Das Kammerspiel, das auf dem Theaterstück "Der Gott des Gemetzels" von Yasmina Reza basiert, stellt zwei Ehepaare in den Mittelpunkt, die nach einem gewalttätigen Vorfall zwischen ihren Söhnen nach und nach ihre eigenen Werte- und Moralvorstellungen auf die Probe stellen. In den vier Hauptrollen agieren Christoph Waltz, Kate Winslet, Jodie Foster und John C. Reilly.

Polanski, dessen erster Film nach dem gescheiterten Auslieferungsverfahren mit Spannung erwartet wurde, bettet die dialoglastige Adaption wie ein Fernsehspiel aus früheren Tagen in zwei Szenen aus dem Brooklyn Bridge Park in New York ein, in dem die Kinder aneinandergeraten. Die restliche Tragikomödie über bleibt der französisch-polnische Regisseur eng bei seinen Protagonisten, deren Einstellungen und Ideale nach und nach desmaskiert und dekonstruiert werden. Waltz hat als zynischer Anwalt einige starke Szenen, aus dem hervorragenden Cast sticht aber vor allem Reilly hervor.

George Clooneys vierte Regiearbeit

Die Biennale war am Mittwochabend mit der vierten Regiearbeit von Hollywoodstar George Clooney eröffnet worden. In dem Politthriller "The Ides of March" (Die Iden des März) geht es um Macht, Loyalität, Sex und Verrat. Clooney spielt in dem Film einen US-Gouverneur und Präsidentschaftsbewerber, der kanadische Shooting-Star Ryan Gosling seinen engsten Vertrauten.

In den kommenden elf Tagen konkurrieren 23 Filme um die begehrten Goldenen Löwen, die bei der 68. Ausgabe des als "Mostra" bekannten Festival vergeben werden.

Zu der Weltpremiere von "The Ides of March" in Venedig kam Clooney nach der Trennung von seiner italienischen Freundin Elisabetta Canalis alleine. Hunderte Fans warteten am Roten Teppich auf den US-Star, der fleißig Autogramme gab und Hände schüttelte. Der Schauspieler hat nach eigenen Angaben keine Ambitionen, ins Weiße Haus einzuziehen. Dort gebe es mit US-Präsident Barack Obama schon "einen Typen, der viel schöner ist als ich und mehr Mitgefühl mitbringt als irgendeiner", sagte Clooney. Allerdings sei die Euphorie nach Obamas Wahl 2008 mittlerweile verflogen.

Als Schauspieler und Regisseur habe er "einen supernetten Job, und ich kann mein Leben mit bezaubernden Menschen verbringen", sagte Clooney. Damit meinte er wohl die Schauspielerriege seines neuen Films, die er fast vollständig zu der Pressekonferenz mitbrachte. Neben ihm nahmen Philip Seymour Hoffman, Paul Giamatti, Marisa Tomei, Jeffrey Wright und Evan Rachel Wood Platz. Nur Gosling fehlte.

Zu Clooneys Konkurrenten zählt auch der kanadische Starregisseur David Cronenberg. Er tritt mit dem teils in Deutschland gedrehten Film "A Dangerous Method" (Eine gefährliche Methode) über Sigmund Freud und Carl Jung im Wettbewerb an. Die Hauptrollen spiele Michael Fassbender, und Keira Knightley.

Zweiter Österreicher im Wettbewerb

Ebenfalls im Wettbewerb ist "Faust" von dem Russen Aleksander Sokurov. Der Film ist keine Verfilmung von Goethes Klassiker, sondern will sich mit den Zwischentönen des Faust-Mythos beschäftigen. Die Titelrolle ist mit einem Österreicher besetzt: Johannes Zeiler spielt den Gelehrten, der einen Pakt mit dem Teufel eingeht.

Den Vorsitz der Jury bei der "Mostra" hat in diesem Jahr "Black Swan"-Regisseur Darren Aronofsky.

(Ag.)

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