Kursmanipulation: Deutsche Erfolge gegen Börsenbetrug

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Die österreichischen Behörden haben einen Kanadier nach Deutschland ausgeliefert. Er gilt als einer der Hintermänner in der Affäre. Ihm wird vorgeworfen, eine wertlose Goldmine hochgejubelt zu haben.

Wien. Die deutschen Behörden haben bei ihren Ermittlungen in einem der größten Verfahren wegen Marktmanipulation einen Erfolg erzielt. Wie jetzt bekannt wurde, wurde im Verfahren um die Aktie der De Beira Goldfields ein Kanadier, der in Österreich festgenommen wurde, kürzlich nach Deutschland überstellt. Er gilt als einer der Hintermänner in der Affäre um das – wie sich herausstellte– wertlose Rohstoffunternehmen mit Sitz in Kanada. Er soll den Kurs von De Beira zusammen mit Komplizen nach oben gejubelt haben.

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Verdächtige erlösten 47 Mio. Euro

Im Visier der Behörden sind in dieser Sache drei Beschuldigte. Einer ist der Salzburger PR-Berater Pascal Geraths, der die Falschmeldungen über De Beira vertrieben haben soll. Er wurde zwar im März in Salzburg verhaftet, wurde aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Grund: Hierzulande gilt die Manipulation von Aktienkursen nicht als Straftat, sondern nur als „Verwaltungsübertretung“. Nicht genug, um Geraths nach Deutschland auszuliefern. Der PR-Unternehmer wies die Vorwürfe stets zurück, für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Für die „Presse“ war er am Donnerstag nicht zu erreichen.

Der zweite Beschuldigte, ein Journalist, der bis Mitte 2006 für „Focus Money“ geschrieben und dort auch die Aktien von De Beira empfohlen hat, saß kurzzeitig in Untersuchungshaft. Nach Informationen der „Financial Times Deutschland“ (FTD) wurde im August nun der dritte Verdächtige, ein Kanadier, in Österreich festgenommen und nach Deutschland überstellt (für beide gilt die Unschuldsvermutung). Die Stuttgarter Staatsanwältin Claudia Krauth bestätigte dies der „Presse“.

Warum sich der Kanadier in Österreich aufhielt, konnte Krauth nicht sagen. Dass er von Österreich nach Deutschland ausgeliefert werden konnte, Geraths (der deutscher Staatsbürger ist) aber nicht, liegt laut Krauth am Ermessensspielraum der Beamten. „Da wurden die Gesetze offenbar unterschiedlich ausgelegt.“

Die Beschuldigten sollen mit der Manipulation des Kurses zusammen 47 Mio. Euro erzielt haben – zulasten gutgläubiger Anleger. Mitte 2006 stieg der Wert des De-Beira-Papiers in wenigen Wochen von einem auf zwölf Euro, woraufhin er wieder auf seinen Ursprungswert zurückfiel. Zuvor war die Aktie in verschiedenen Börsenbriefen beworben worden. In Pressemitteilungen verkündete die Firma neue Vorhaben, etwa in Lateinamerika. „Das Unternehmen wird Anfang August ein Bohrprogramm auf dem Titiribi-Gold-/Kupfer-Projekt in Kolumbien starten“, heißt es etwa in einer Mitteilung vom 19.Juni 2006. Später stellte sich heraus, dass die Firma gar kein operatives Geschäft besaß.

Auch in einem zweiten Verfahren verzeichnen die deutschen Ermittler laut FTD Fortschritte. Dabei geht es um ein Netzwerk von 30 Personen, unter ihnen zahlreiche Börsenbriefschreiber und Mitglieder der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Sie sollen die Aktienkurse von mehr als 20 Unternehmen manipuliert haben. Im Fokus der Behörden stehen Transaktionen rund um den Biotechwert Nasacell sowie das Rohstoffunternehmen Petrohunter. Nach Angaben des Blatts rückt hier die Anklageerhebung näher.

Deutschland gilt seit Jahren als Dorado für Börsenbetrüger. Penny-Stocks, also Papiere mit niedrigem Börsenwert, werden dabei aggressiv beworben. Steigt der Kurs, verkaufen die Altaktionäre und realisieren hohe Gewinne. Gelingt die Anklage gegen den nun verhafteten Kanadier, könnte erstmals ein Drahtzieher aus dem Ausland in Deutschland zur Verantwortung gezogen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2011)

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