Dietmar Constantini wartet auf seine Erlösung als Teamchef. Aber ÖFB-Präsident Leo Windtner handelt nicht und lässt ihn weiter leiden. Die Ergebnisse sind die Strafe dafür.
Die österreichische Fußballnationalmannschaft unter Dietmar Constantini hat keine Zukunft mehr. Das ist keine neue Erkenntnis, das hat man schon vor der 2:6-Niederlage gegen Deutschland gewusst. Das zweite Spiel gegen die Weltklassemannschaft wirkte so, als wäre mit Kanonen auf Spatzen geschossen worden. Der Teamchef aber will weiter im Amt bleiben, seinen Vertrag erfüllen. Er wirkt, als warte er nur auf den Tag seiner Erlösung. Aber es ruft ihn niemand an. Stattdessen wiederholt der ÖFB-Präsident gebetsmühlenartig, an Constantini festhalten zu wollen. Zumindest bis 31. Dezember. Daran, so behauptet Leo Windtner, gebe es nichts zu rütteln.
Nach der fürchterlichen Schlappe in Gelsenkirchen aber kann nicht mehr zur Tagesordnung übergegangen werden. Die Durchhalteparolen kann niemand mehr hören, in Wahrheit wurde bereits jetzt schon viel zu viel Zeit verschwendet. Bereits nach der Heimniederlage gegen Belgien und in der Türkei hätten die ÖFB-Funktionäre reagieren können, die Entwicklung als Mannschaft geht nicht mehr voran, es herrscht Stillstand.
Leo Windtner hat am Beginn seiner Amtszeit mit Teamchef Karel Brückner kurzen Prozess gemacht, Didi Constantini gilt als seine Erfindung. Auch das Präsidium steht angeblich noch immer hinter dem Tiroler, aber der ÖFB-Präsident darf die Verantwortung nicht mehr länger auf fremde Schultern abwälzen. Leo Windtner ist es, der gefordert ist, er ist zum Handeln gezwungen.
Noch versteckt sich der Präsident hinter einem laufenden Vertrag mit dem Teamchef, aber es ist davon auszugehen, dass der ÖFB potent genug ist, um eine finanzielle Lösung zu finden. Wer einem Marko Arnautovic nach Gelsenkirchen einen verloren gegangenen ÖFB-Anzug für die Heimreise nachschicken kann, der sollte auch in der Lage sein, einen neuen Teamchef zu finden, der eine gute Figur macht. Wer jedoch zu lange tatenlos zusieht, den bestrafen die Ergebnisse. Und zwar gnadenlos.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2011)