Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel hat am im Herbst 2011 seinen Rücktritt als ÖVP-Abgeordneter erklärt. Sein schwarz-blaues Kabinett war zuletzt wegen der Telekom-Affäre in die Negativ-Schlagzeilen geraten. Schüssel antwortete zunächst - wie schon so oft als Kanzler - mit Schweigen. Ein Porträt.
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Die große Karriere war ihm eigentlich gar nicht in die Wiege gelegt. Schüssel, geboren am 7. Juni 1945, wurde von seiner alleinerziehenden Mutter in bescheidenen Verhältnissen groß gezogen, durfte aber immerhin das prestigeträchtige Schottengymnasium besuchen. Es folgte ein Jusstudium und nebenbei eine Tätigkeit als Radio-Journalist.
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Politisch begann es in der ÖVP 1968, wo er sieben Jahre lang als Klubsekretär im Parlament diente. Tätig war er auch als Wirtschaftsbundgeneralsekretär, als Abgeordneter, als Wirtschaftsminister sowie ab 1995 als längst dienender VP-Obmann der Geschichte. Ab diesem Zeitpunkt fungierte er auch als Vizekanzler und Außenminister, ehe er 2000 das heiß ersehnte Kanzleramt übernahm.
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Nach Jahrzehnten brachte Schüssel der ÖVP wieder den Kanzler, und das obwohl er bei der Wahl auf Platz drei gelandet war. Er nutzte die Gunst der Stunde und zog letztlich Jörg Haider und dessen FPÖ über den Tisch. Das brachte ihm den Titel des "Haider-Bezwingers" ein.
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Nach dem Platzen der ersten Koalition mit den Freiheitlichen in Folge des Knittelfelder Putsches hatte Schüssel dann am 24. November 2002 seinen wirklich großen Tag. Erstmals seit Jahrzehnten führte er die ÖVP auf Platz eins und war damit in den eigenen Reihen unumstrittener denn je.
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Schüssel nützte es und ging trotz vieler skeptischen Stimmen erneut eine Koalition mit den Freiheitlichen ein und blieb auch an ihrer Seite, als sich die Partei spaltete. Statt Schwarz-Blau hieß es eben Schwarz-Orange - und trotz aller Turbulenzen schien es so, als ob die ÖVP, die fast wie in einer Alleinregierung agierte, dank Bawag-Skandals wieder auf Platz eins landen würde. Ein Irrtum, wie sich nach einem langweiligen und emotionsarmen Wahlkampf der Volkspartei herausstellte, bei dem Schüssels Popularität offenbar überschätzt wurde.
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Trotz der Demütigung einer dritten Wahlniederlage im vierten Versuch blieb Schüssel seinem Ruf als Steher treu. Unbeirrt und lange Zeit stur führte er das Koalitions-Verhandlungsteam der ÖVP an und machte der SPÖ das Leben nicht leicht: Vor allem bei den Ressorts mussten die Sozialdemokraten große Zugeständnisse machen. Danach übergab Schüssel die Parteiführung an Wilhelm Molterer und wechselte an die Klubspitze.
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Nach seiner Zeit als Kanzler kam Schüssel spätestens nach der Tsunami-Katastrophe wegen seiner Rolle als Aufsichtsratsmitglied des Atomstromkonzerns RWE in die Schlagzeilen. Die Grünen hielten Schüssels Einsatz "für die Atomlobby" mit dessen Mandat als Nationalratsabgeordneter für unvereinbar.
Schüssel als Person wird von seiner politischen Gegnerschaft menschlich wenig gutes nachgesagt. Als kalt gilt der oft als "Schweigekanzler" apostrophierte, als gewiefter Taktiker, Arroganz wird ihm ebenso nachgesagt wie intellektuelle Überheblichkeit. Auf der anderen Seite unbestritten sind sein scharfer Verstand, sein Ehrgeiz und seine vielfältigen Talente vom Bergsteigen über das Fußballspielen bis zum Karikaturen-Zeichnen, Cello spielen und Papierschnitte-Basteln.
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Hinzu kommt seine beständige Loyalität zu Weggefährten, auch wenn es seiner Sache nicht immer nützt - wie im Fall seiner Bildungsministerin Elisabeth Gehrer.
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Schüssel verweigert zudem, im Jet-Set mitzuspielen. Erst spät distanzierte er sich vom ins Fadenkreuz der Ermittlungen geratenen Finanzminister Karl-Heinz Grasser, den Schüssel einst zum Vizekanzler küren wollte.
Privat lebt Schüssel zurückgezogen in Wien-Hietzing. Seine Urlaube verbringt er entweder im Kloster oder in einer unscheinbaren Ferienwohnung am Wolfgangsee.
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Verheiratet ist er seit Jahren mit Kinderpsychologin Krista, das Paar hat einen Sohn und eine unter dem Pseudonym Nina Blum schauspielernde Tochter.
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Der Ex-Schweigekanzler verlässt die Politik
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