Venedig: Colin Firth, der Oscar und der Ex-Spion

Venedig Colin Firth Oscar
Venedig Colin Firth Oscar(c) AP (Andrew Medichini)
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Am Montag wurden beim Filmfestival die John-le-Carré-Verfilmung "Tinker, Tailor, Soldier, Spy" und das Außenseiter-Märchen "Dark Horse" vorgestellt.

Auch am Montag gab es wieder ein großes Staraufgebot beim Filmfestival in Venedig: Der schwedische Regisseur Tomas Alfredson stellte seinen Wettbewerbsbeitrag "Tinker, Tailor, Soldier, Spy" vor. In den Hauptrollen: Gary Oldman, John Hurt und Oscar-Preisträger Colin Firth. Der Spionagethriller, der während des Kalten Krieges spielt, ist die Verfilmung des Romans "Dame, König, As, Spion" des Bestsellerautors John le Carré. Oldman spielt darin den alternden Agenten George Smiley, der einen sowjetischen "Maulwurf" mitten im Herzen des britischen Geheimdienstes einkreisen muss.

Lob von Lohn le Carré

Die Herausforderungen für Regisseur Alfredson und sein Team waren groß: "Dame, König, As, Spion" zählt zu Le Carrés erfolgreichsten Büchern, das Fernsehspiel mit Alec Guinness als George Smiley gilt als Klassiker. Zudem hat die Geschichte unweigerlich an Aktualität verloren - schließlich ist der Kalte Krieg seit 20 Jahren vorbei. Der Regisseur ließ sich jedoch von der psychologischen Unterströmung leiten, die "Dame, König, As, Spion" zeitlos macht: Zuallererst geht es um Liebe und Verrat.

Von dem Bestseller-Autor selbst gab es jedenfalls Lob: "Ich finde, der Film ist großartig geworden", sagte Le Carré in Venedig. "Es gibt höchstens zwei, drei Sachen, die ich nicht mag, aber es sind Kleinigkeiten. Dabei hat das Ganze insgesamt vier Jahre gedauert. Das erste Drehbuch kam von einem Autor, der ein ziemlicher Star in der Branche ist - aber es passte nicht. Erst als ein neues Autoren-Duo übernahm, fühlte es sich richtig an. Und dann kam Regisseur Tomas Alfredson dazu, der alles auf eine Art schwedisch düster machte. Er hat eine Welt von Leuten geschaffen, die in ihrem Misstrauen gefangen sind."

Vampire und ein Oscar

Mit Düsternis feierte Alfredson jedenfalls schon einmal einen Erfolg: Sein Vampirfilm "So finster die Nacht" (Let The Right One In) hat inzwischen Kultstatus und öffnet ihm die Türen zu Hollywood. Firth scheint dort schon heimisch, die Oscar-Auszeichnung hat das Leben des britischen Schauspielers nach eigener Aussage kaum beeinflusst. "Ich habe jetzt wieder einfach das Beste angenommen, was es gab", sagt Firth beim Filmfestival. Und das sei eben "Tinker, Tailor, Soldier, Spy" gewesen.

Der Agententhriller war nicht der einzige Wettbewerbsfilm, der am Montag vorgestellt wurde, auch US-Regisseur Todd Solondz präsentierte seinen Film. In "Dark Horse" geben Mia Farrow und Christopher Walken die Eltern von Abe, einem ziemlich erfolglosen Mann, der mit über 30 noch immer zu Hause wohnt, keine Freundin hat und Comicfiguren sammelt. Doch dann lernt er Miranda kennen (Selma Blair), sie ist wie er Außenseiterin. Diese Welt der Unsicherheiten, unerfüllten Erwartungen und Tagträumerien mischt Solondz zu einem tragikomischen Märchen.

Große Namen machten Eindruck

Bisher machten im Rennen um den Goldenen Löwen mit Roman Polanski, George Clooney und David Cronenberg die großen Regienamen am meisten Eindruck am Lido. Clooney eröffnete das Festival mit seiner vierten Regiearbeit, dem Politthriller "Ides of March", Polanski stellte "Carnage" mit Christoph Waltz vor, Cronenberg "A Dangerous Method" handelt von Sigmund Freud und C.G. Jung.

Auch der Österreicher Michael Glawogger machte im Nebenwettbewerb Orizzonti mit seiner Doku "Whore's Glory" von sich reden. Der Regisseur erntete für seinen dokumentarischen Essay über das Leben von Prostituierten in Thailand, Bangladesch und Mexiko freundlichen Applaus im voll besetzten Kinosaal, die Kritik schrieb vom "zarten Gleichgewicht von offenbarender Beharrlichkeit und respektvoller Zurückhaltung", das der Regisseur zu halten imstande sei. "Whore's Glory" überhöhe das Dokumentarische konsequent, heißt es weiter. Das Triptychon hat auch Chancen auf eine kleinere Auszeichnung beim ältesten Filmfestival der Welt.

(APA)

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