Wandel des Feindbildes: Religion statt Hautfarbe

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Muslime haben den „schwarzen Drogendealer“ als Feindbild abgelöst und das nicht nur wegen 9/11. In den Medien würde der Islam immer öfter thematisiert, auch, wenn es dazu keinen tagespolitischen Anlass gäbe.

Wien. Die Anschläge des 11.September 2001 haben den Islam in Österreich erst auf die öffentliche Bühne gehoben. Das sagt Farid Hafez, Mitherausgeber des Sammelbandes „Islamophobie in Österreich“. Grundsätzlich habe die ablehnende Haltung gegenüber dem Islam in Österreich dennoch nur wenig mit den Anschlägen zu tun. Der Wissenschaftler sieht vor allem Parteipolitik dahinter.

Als Beispiel nennt er einen Vorstoß der Nationalratsabgeordneten Helene Patik-Pablé (FPÖ), die 2003 ein Kopftuchverbot an Schulen gefordert hat. Die Reaktion des damaligen Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel (ÖVP): „Wir müssen nicht jede Diskussion aus Deutschland importieren.“ Als vier Jahre später Schüssels Parteikollege, der damalige Wissenschaftsminister Johannes Hahn, ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst forderte, kam er ohne Rüge aus der Partei davon. Dieses Beispiel, meint Hafez, veranschauliche den Wandel des politischen Diskurses in Österreich. Und: In den Medien würde der Islam immer öfter thematisiert, auch, wenn es dazu keinen tagespolitischen Anlass gäbe.

Anstieg von Diskriminierung

Von einer verstärkten Thematisierung der Religion spricht auch Wolfgang Zimmer, Leiter der Beratungsstelle Zara. Früher sei das Feindbild der „schwarze Drogendealer“ gewesen, heute sei öfter die Rede von Muslimen. Dies schlage sich auch in den von Zara dokumentierten Diskriminierungserfahrungen nieder. So gebe es einen Anstieg von Fällen, die direkt mit der Abwertung von Muslimen zu tun hätten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2011)

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