Tirol: Absage an türkische Privatschule

(c) Clemens Fabry
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Die Gemeinde Rum spricht sich gegen eine türkische Privatschule aus. Der zuständige Ausschuss habe ausführlich alle Für und Wider diskutiert. Die Betreiber des Projekts wollen weiter kämpfen.

Innsbruck/Wien. Die Tiroler Marktgemeinde Rum im Bezirk Innsbruck-Land hat dem von türkischstämmigen Unternehmern geplanten gemischtsprachigen Privatgymnasium eine Absage erteilt. Der zuständige Ausschuss habe ausführlich alle Für und Wider diskutiert. Er sei „einhellig“ zu dem Schluss gekommen, dass man generell gegen die Errichtung von Privatschulen jeder Art sei, erklärte die Marktgemeinde am Dienstag in einer Aussendung.

Das heißt: Es erfolgt keine Umwidmung des betreffenden Gebäudekomplexes. Der Antrag ist Montagabend im zuständigen Ausschuss der Gemeinde behandelt worden. Zuvor hatte sich auch Landesschulratspräsident Hans Lintner kritisch geäußert und das Projekt als „falschen Ansatz“ bezeichnet.

Eine Gruppe türkischstämmiger Unternehmer – vom Friseur bis zum Reiseveranstalter – reichte das Konzept nach Vorbild des Phönix-Realgymnasiums in Wien ein. Schulerhalter sollte ein erst zu gründender Verein. Bereits mit Schuljahr 2013/2014 hätte nach Wunsch der Projektinitiatoren der Betrieb aufgenommen werden sollen. Der Entwurf sah Türkisch zusätzlich zum normalen Unterricht vor – als Muttersprache für türkischsprachige und als lebende Fremdsprache für nicht-türkischsprachige Schüler.

„Blockierer“ in der Regierung

Integration gelinge grundsätzlich dann, wenn alle Schüler in einem Schulbereich untergebracht würden und nicht einzelne Kulturgruppen sich spezialisierten. Gelebte Integration zeige die Hauptschule Rum schon seit vielen Jahren, erklärte Bürgermeister Edgar Kopp (SPÖ) weiter.

„Blockierer“ innerhalb der Bundesregierung sollten derartige Wünsche zur Bildung von Privatschulen zum Anlass nehmen, „den öffentlichen Bereich endlich zu reformieren“, fordert der Rumer Bürgermeister. Wenig überrascht über die Entscheidung zeigte sich Immobilientreuhänder Herbert Garber, der im Auftrag der türkischstämmigen Unternehmer nach einem Standort sucht. Für ihn sei dieser Entschluss die logische Folge der diesem Projekt gegenüber feindselig gestimmten Medienberichterstattung, so Garber, der sich aber weiter kämpferisch gibt. „Dann suche ich eben nach einer anderen Immobilie – und ich werde sie finden.“

Ob und inwiefern man den Beschluss anfechten werde, könne man vonseiten der Unternehmer vorerst nicht sagen, aber man denke nicht daran, aufzugeben. Über das weitere Vorgehen müsse jetzt erst beraten werden. Die türkische Gemeinde in Tirol sei laut den Initiatoren jedenfalls sehr enttäuscht über die Absage. Erfreut über die Entscheidung des Rumer Ausschusses zeigte sich erwartungsgemäß Innsbrucks FPÖ-Stadtparteichef Richard Heis, der sich bereits im Vorfeld ablehnend gegenüber der geplante Schule geäußert hatte. „Gott sei Dank wurde diesem Vorhaben eine Absage erteilt, es war von Anfang an kein geeigneter Beitrag zu einer gelungenen Integration, sondern hätte lediglich Parallelgesellschaften gefördert“, sagt Heis. Als „Gefahr für das Entstehen von Parallelgesellschaften“ sieht auch die Tiroler Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) das Privatgymnasium und begrüße die Haltung der Gemeinde.

Ebenfalls erleichtert gab sich Tirols SPÖ-Bildungssprecherin Elisabeth Blanik über den Entschluss in Rum. Sie sei prinzipiell gegen Privatschulen, es sei nun einmal Aufgabe des öffentlichen Regelschulwesens, allen Ansprüchen zu genügen und Chancen für alle zu bieten. In dieselbe Kerbe schlug Christine Baur, Integrationssprecherin der Tiroler Grünen: „Von Privatschulen halte ich nichts, meine Vision ist eine Gesamtschule für alle – mit individuellen Förderungen für jene mit besonderen Bedürfnissen“, so Baur, die Verständnis für „den legitimen Standpunkt“ der Gemeinde Rum habe.

Auf einen Blick

Türkischstämmige Unternehmer reichten das Konzept der gemischtsprachigen Schule ein. Der Stundenplan soll den Vorgaben des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur für autonome Lehrpläne entsprechen. Geplant sind acht Klassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2011)

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