Die Bewerbungsfrist für die ORF-Direktoren endet morgen. Die meisten Posten sollen schon vergeben sein. Generaldirektor Wrabetz dementiert. Und in Tirol rumort es.
Die Bewerbungsfrist für das ORF-Direktorium, das am 15. September vom Stiftungsrat bestellt wird, endet zwar erst morgen, doch die meisten Bestellungen sollen bereits beschlossene Sache sein. Der wichtigste Posten, der neu vergeben wird, ist jener des neu geschaffenen TV-Direktors. Oder besser: Jener der Direktorin, denn ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz wünscht sich eine Frau, die internationale Erfahrung aufweist, für die Stelle. Als haushohe Favoritin wird seit Wochen Kathrin Zechner, derzeit Musical-Chefin der Vereinigten Bühnen, gehandelt. Die 48-Jährige war schon unter Gerhard Zeiler (1994-1998) ORF-Programmintendantin und passt perfekt in das Anforderungsprofil.
Die "Kronen Zeitung" wollte gar schon am Mittwoch wissen, dass der ORF-Chef habe Zechner "zu seiner Fernsehdirektorin bestellt" habe. Michael Jeannée gratulierte ihr in einer "Post"-Kolumne, in der er ihren "stahlharten Rücken" preist. Die Bestellung sei "definitiv", hieß es in dem Blatt. Wobei: "Bestellt" kann sie freilich erst durch den ORF-Stiftungsrat werden. Und Wrabetz dementierte gegenüber der APA: "Es gibt keine Entscheidung."
Zechner dürfte aber heute ihre Bewerbung und ihren Abschied von den Vereinigten Bühnen bekannt geben: Für Nachmittag ist eine Aussendung geplant.
Michael Götzhaber will Technikdirektor werden
Viele der insgesamt neun Landes- und vier Zentraldirektorenposten sind aber schon so gut wie vergeben (Richard Grasl bleibt Kaufmännischer, Karl Amon Radiodirektor), einige sind sehr umstritten. Am Dienstag bestätigte Michael Götzhaber, was längst erwartet wurde: Er bewirbt sich als Technikdirektor des ORF. Ein nicht unumstrittener Schritt, denn Götzhaber hat als ORF-Betriebs- und Stiftungsrat am 9. August auch für Generaldirektor Wrabetz gestimmt.
Umstrittener schwarzer Chef für Tirol
Unmut wird auch in Tirol laut - denn der amtierende Tiroler Landesdirektor Kurt Rammerstorfer dürfte nach Oberösterreich wechseln. In Tirol könnte VP-Stiftungsrat Helmut Krieghofer nachrücken. Er hat am Donnerstag seine Funktion im obersten ORF-Gremium zurückgelegt und wird seine Bewerbung abgeben.
Krieghofer sei als ehemaliger Parteimanager und langjähriger Landtagsabgeordneter der Tiroler ÖVP für den Posten "untragbar", ließ der Chef der größten Oppositionspartei im Tiroler Landtag, Fritz Dinkhauser (Liste Fritz) am Mittwoch wissen.
Deal um die Wrabetz-Widerwahl
Der Tiroler Blogger Markus Wilhelm berichtete auf dietiwag.org, es habe einen Deal zwischen Tirols Landeshauptmann Günther Platter und Generaldirektor Wrabetz gegeben: Wenn Stiftungsrat Krieghofer für Wrabetz stimmt, werde er dafür zum Direktor des ORF-Landesstudios Tirol gemacht.
Krieghofer fehle laut Dinkhauser zudem die Qualifikation: "Krieghofer hat den ORF vor 20 Jahren verlassen". Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) wolle Krieghofer lediglich aus politischen Motiven heraus installieren, mutmaßte der Liste Fritz-Chef. Bereits in der Vorwoche hatten die Grünen gegen eine mögliche Bestellung Krieghofers protestiert.
Redakteursrat attackiert Kandidaten
Heftige Kritik an den Bewerbungen von Götzhaber und Krieghofer übt der Redakteursrat. "Mindestens zwei Mitglieder des ORF-Aufsichtsgremiums finden nichts dabei, von dem von ihnen Gewählten in eine ORF-Direktorenposition befördert zu werden", sagte Redakteurssprecher Fritz Wendl am Donnerstag. "Dass sie mit ihrer Kandidatur ihre Stiftungsratsmandate zurücklegen, ist ein völlig untaugliches Mittel, 'Sauberkeit' vortäuschen zu wollen, und grenzt vielmehr an Pflanzerei."
Jetzt liege es an Wrabetz, die (Ex-)Stiftungsräte nicht zur Wahl vorzuschlagen, sagte der Redakteurssprecher: "Immerhin hatte er ja eindeutig erklärt, für seine Wiederwahl keinerlei Absprachen getroffen zu haben."
Burgenland offen
Einen Wechsel könnte es möglicherweise im Burgenland geben: Stiftungsrats-Vorsitzende Brigitte Kulovits-Rupp, die zum roten "Freundeskreis" im obersten ORF-Gremium gehört, werden Ambitionen auf die Landesdirektion nachgesagt. Ihre Bewerbung gilt inzwischen aber als unwahrscheinlich. Amtsinhaber Karlheinz Papst dürfte bleiben.
Kräftemessen in Kärnten
FPK und BZÖ wollen in Kärnten Landesdirektor Willy Haslitzer ablösen. Mögliche Nachfolger: "Kärnten heute"-Chefin vom Dienst Karin Bernhard (BZÖ-Wunsch) oder Programmdirektor Martin Weberhofer (FPK-Wunsch). Dem Vernehmen nach dürfte Wrabetz sich für Bernhard entscheiden, immerhin hatte er ja einen "signifikanten" Anstieg des Frauenanteils unter seinen Direktoren und Landesdirektoren angekündigt.
In Salzburg steht Programmchefin Elfi Geiblinger hoch im Kurs. Konkurrenz dürfte sie von Roland Brunhofer aus dem aktuellen Dienst in Oberösterreich bekommen. Brunhofer ist Betriebsratsvorsitzender im Landesstudio Oberösterreich und gilt als SPÖ-nah.
In vier Länder bleibt alles beim alten
Vier Landesdirektoren dürfen indes aufatmen: Brigitte Wolf (Wien), Norbert Gollinger (NÖ), Gerhard Draxler (Steiermark), Wolfgang Burtscher (Vorarlberg) bleiben.
(APA/Red.)