Kein Geld mehr: Hetzendorf stellt Modebachelor ein

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Symbolbild(c) Bilderbox / Erwin Wodicka
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Der erst 2006 initiierte Bachelorstudiengang für Mode in Hetzendorf in Kooperation mit der Kunstuniversität Linz wird eingestellt. Seit fünf Jahren gibt es das Modestudium am Standort, in drei Jahren ist Schluss.

Wien. Die Nachricht kam unerwartet: Der erst 2006 auf Betreiben von Gerda Buxbaum, damals Direktorin der Modeschule Wien Hetzendorf, initiierte Bachelorstudiengang für Mode in Kooperation mit der Kunstuniversität Linz wird eingestellt. Drei Jahre darf in Hetzendorf noch akademisch Mode gemacht werden, dann ist Schluss. Die Entscheidung kam umso überraschender, als erst im Frühjahr die Designerin Ute Ploier als neue Professorin geholt und die Dauer ihrer Bestellung von zwei auf drei Jahre ausgeweitet wurde. Im besten Fall für den Standort wäre die logische Folge die Erweiterung um ein zweijähriges Master-Studium gewesen. Die Maßnahmen, die nun gesetzt werden, gehen aber in die entgegengesetzte Richtung.

Das Geld für den Bachelor-Studiengang kam zur Gänze von der für Bildung zuständigen MA 13. Seit August leitet Martina Schmied die Abteilung, aus ihrer Sicht wurden die Erwartungen an den Bachelor nicht erfüllt. „Es war eine Erwartungshaltung der Stadt Wien, dass der Studiengang sich an die Schüler der Modeschule Hetzendorf richtet, die aufgrund ihrer Vorbildung ein spezifisches Angebot brauchen.“ Diese hausinterne Fluktuation sei zu gering ausgefallen.

Über diese Argumentationslinie wundert sich der Rektor der Kunstuniversität Linz, Reinhard Kannonier: „In dem Moment, wo wir die Kooperation mit der Modeschule der Stadt Wien eingegangen sind, war klar, dass die Kriterien einer Kunstuniversität gelten würden. Das heißt, eine beschränkte Zahl von Studierenden pro Jahrgang und ein Aufnahmeverfahren, bei dem ausschließlich Qualitätskriterien gelten.“ Vonseiten der Kunstuniversität Linz seien die Erwartungen bei um die 130 Anmeldungen und 25 Studierenden pro Jahrgang zur Gänze erfüllt gewesen. (Ein Vergleich: An der Modeklasse der Universität für angewandte Kunst gab es im Wintersemester 2010 120 Interessenten, 96 Bewerber und 11 Studienplätze.)

Herkulesaufgabe für Beteiligte

Für die Absolventen und Studierenden der verbleibenden drei Jahre ist die Nachricht ein Schock. „Wir etablieren uns gerade als Modeuniversität, und es ist schade, dass jetzt dieses Signal kommt“, meint Studienrichtungsvertreterin Lida Marinkova, die im Herbst ihre Abschlussprüfung macht: „Wenn jetzt bekannt wird, dass es das Studium in drei Jahren nicht mehr gibt, ist das sicherlich nicht nützlich.“ Als besonderen Vorteil und internationales Alleinstellungsmerkmal der Ausbildungsstätte hebt sie die Möglichkeit hervor, schon im zweiten Jahrgang aus Strick, Leder, Modisterei und Kleidermachen einen Schwerpunkt wählen zu können.

Mit dem größtmöglichen Optimismus nimmt Ute Ploier ihre Rolle in Angriff. Für die letzte Modeprofessorin in Hetzendorf steht fest, dass sie sich trotz allem „mit Vollgas“ ihrer Aufgabe widmen werde. „Ich werde mit den Studenten das Beste herausholen. So wird danach umso deutlicher werden, dass hier eine wichtige Einrichtung wieder verschwindet.“ Um diese Herkulesaufgabe zu bewältigen, hofft Ploier auf Unterstützung bei den Budgetverhandlungen für die kommenden drei Jahre, „damit die umfassende Qualität der Ausbildung erhalten bleibt.“

Martina Schmied signalisiert grundsätzliche Bereitschaft: „Wir werden nach Maßgabe unserer Möglichkeiten versuchen, den Lehrgang zu unterstützen. Ich erwarte mir aber von der Kunstuniversität Linz, dass sie mit ihrer Autorität dabei hilft, Sponsoren zu finden und Unterstützung zu sichern.“ Die 1,2 Millionen Euro, die derzeit pro Jahr in den Studiengang fließen, werden der Stadt Wien in drei Jahren wieder zur Gänze zur Verfügung stehen.

Eine alternative Finanzierungsmöglichkeit ist auf anderer Seite nicht absehbar: „Auf Universitätsseite ist in Anbetracht der Budgetsituation derzeit nicht denkbar, dass wir in drei Jahren einen zusätzlichen Studiengang am Standort Linz einrichten“, stellt Rektor Kannonier klar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2011)

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